Cirrus Aircraft Vision Center: Zentrum der Visionen

Cirrus Aircraft Experience Center
Zentrum der Visionen

Zuletzt aktualisiert am 06.02.2024

Als die schwarze Audi-Limousine durch das Hallentor fährt, ist längst alles bereit: Am anderen Ende des Hangars steht die SR22T, ihr blauer Lack hat wenige Minuten zuvor noch eine liebevolle Behandlung mit dem Politurtuch erhalten. Sie wird von einer Reihe bunter Partyscheinwerfer in Szene gesetzt, aus den Boxen klingt Neil Diamonds 60er Jahre Hit "Sweet Caroline". Der Song war ein ausdrücklicher Wunsch der Kunden. Vater, Mutter und Tochter und ein junger Mann steigen aus. Ob er ihr Bruder oder Freund ist, bleibt für Außenstehende unklar. Die Familie will keine Öffentlichkeit, und so sind die Vier ganz unter sich, als sie auf dem "roten" Teppich – den es bei Cirrus seit jeher nur in der Firmenfarbe hellblau gibt – zur Cockpittür schreiten. Mit jedem Schritt ist ihnen die Aufregung und Freude über den Neuerwerb anzumerken. Jetzt wird die Cirrus aus allen Winkeln begutachtet, der Propeller, jede Ecke und Kante behutsam gestreichelt, schließlich nimmt das Familienoberhaupt auf dem linken Sitz Platz.

Vier Auslieferungen pro Tag

So individuell die Zeremonie im Auslieferungshangar des Cirrus Aircraft Vision Centers in Knoxville auch war, so wenig einzigartig ist sie: Im Schnitt viermal pro Tag findet dort eine derartige Veranstaltung statt, nur so kann jeder Kunde sein Cirrus-Neuflugzeug erhalten. Weil heute außer der SR22T nur noch ein Vision Jet übergeben wird, müssen ein andermal nun wohl sechs Auslieferungen durchgeführt werden – das Maximum, was an einem Arbeitstag zu schaffen ist.

Dabei wird in Knoxville keine einzige Cirrus gebaut: Die Produktion von Einzelteilen wie Flügeln, Holmen, Rumpfhälften und Radschuhen erfolgt am Standort Grand Forks, North Dakota. Wöchentlich bringen zwei Tiefladerlieferungen die dort produzierten Komponenten an den 420 Kilometer entfernten Cirrus-Hauptsitz in Duluth, Minnesota, wo sie an drei verschiedenen Betriebsstätten montiert werden. Schließlich erhalten die Flugzeuge ihre Lackierung, mit dem Airworthiness Certificate ihre Zulassung und werden zur Auslieferung nach Knoxville überführt. Das Cirrus Aircraft Vision Center ist die Schnittstelle des Unternehmens zu seinen Kunden.

Cirrus Aircraft

20 Millionen Dollar investiert

Von einem Factory Service Center mit einer einzigen Halle im Jahr 2016 ist der Cirrus-Standort in Knoxville mittlerweile zu einem Luftfahrtkomplex herangewachsen. Für ihn musste unter anderem ein Taxiway einer Straße weichen, die heute als "Cirrus Landing" dem Vision Center eine standesgemäße Anschrift gibt. Knapp 20 Millionen US-Dollar hat das Unternehmen im Laufe der Jahre in diesen Standort investiert und betreibt dort neben dem Auslieferungszentrum auch eine Instandhaltungswerft und ein Ausbildungszentrum für SR- und Vision-Jet-Piloten.

Das 2018 errichtete Flight Training Center mit seiner verglasten Fassade ist dabei zweifellos der Hingucker des Cirrus-Komplexes. SR-Kunden erhalten dort unter anderem ihr dreitägiges "Transition Training", das im Kaufpreis des Flugzeugs enthalten ist. Die Bedingungen sind ideal: Während im nördlichen Duluth im Winterhalbjahr die kurzen Tage die nutzbare Zeit für Trainingsflüge verkürzen und die Kälte den Spaß zusätzlich dämpft, ist Knoxville mit gutem Flugwetter gesegnet. Zudem ist die Stadt für die meisten Kunden vor allem aus den östlichen USA mit dem eigenen Flugzeug ohne viel Aufwand erreichbar.

Cirrus Aircraft

Umschulung inklusive

Für Vision-Jet-Käufer hält der Hersteller die Zulassung eines Part-142-Training-Centers für den Erwerb der Musterberechtigung. Elf Millionen Dollar hat Cirrus in die Anschaffung von zwei Level-D-Simulatoren investiert, die dort neben mehreren stationären Trainingsgeräten der Ausbildung dienen. Selbst die Auslösung des Gesamtrettungssystems lässt sich darin realitätsnah simulieren, auch wenn sich der Auslöseruck gerade mal halb so stark anfühlt, wie wenn sich der Schirm in der Realität entfaltet.

Cirrus wäre aber nicht Cirrus, wenn das Unternehmen es nur bei der bloßen Ausbildung oder Abholung eines Flugzeugs belassen würde: Während seines Aufenthalts bekommt der Kunde seine verdiente Dosis "Cirrus Life": Unterbringung im Luxus-Resort, ein Audi zur freien Verfügung oder mit Chauffeurdienst sowie ein hochklassiges Dinner im Edelrestaurant gehören dazu und sind im Preis des Flugzeugs – selbstverständlich – bereits inkludiert.

Günstige Stundenpreise für Mitarbeiter

Auch Mitarbeitern bietet der Hersteller Annehmlichkeiten, natürlich in einer etwas anderen Form: Der firmeneigene Cirrus Flying Club wartet mit günstigen Stundenpreisen und festangestellten Fluglehrern auf. Mehr als einmal haben Cirrus-Angestellte, die als "Fußgänger" im Unternehmen begonnen haben, auf diesem Weg ihre Privatpilotenlizenz erworben und leben heute selbst das "Cirrus Life".

Apropos "Cirrus Life": Um das Image der Marke optimal zu transportieren, betreibt der Flugzeugbauer am Standort Knoxville seine eigene Bildproduktion. Jede Anzeige, jeden Marketingclip und jedes YouTube-Video produziert Cirrus im firmeneigenen Studio oder Hangar. Entsprechend der Bedeutung des Marketings ist die acht Mitarbeiter starke Media-Abteilung technisch hervorragend ausgerüstet: Hochauflösende Filmkameras gehören genauso zum Inventar wie Action Cams und Videodrohnen.

Auch für die Wirtschaft der 190 000-Einwohner-Stadt Knoxville und die Region hat das Aircraft Vision Center mittlerweile eine erhebliche Bedeutung: So stehen die Cirrus-Besucher für weit über 4000 Hotelübernachtungen pro Jahr. Im selben Maße profitiert der Flughafen Knoxville: Mittlerweile ist Cirrus für rund ein Viertel aller Flugbewegungen am Airport McGhee Thyson verantwortlich.