Nach dem Rollout der APUS i-2 auf dem brandenburgischen Flugplatz Strausberg und der Smartflyer SF-1 in Grenchen in der Schweiz hat ein weiteres Brennstoffzellen-Projekt einen wichtigen Entwicklungsschritt absolviert: Der Erprobungsträger der Hyfly H167, ebenfalls mit Brennstoffzellenantrieb, ist auf dem baden-württembergischen Flugplatz Aalen-Heidenheim zum Erstflug gestartet. In den Wochen davor hatte das Projekt-Team umfangreiche Ground-Tests durchgeführt, um den Erstflug vorzubereiten. Am 21. November waren die Voraussetzungen schließlich so günstig, dass der Erstflug mit dem Erprobungsträger DS-2C/HY erfolgreich durchgeführt werden konnte.
Mehrere Jahre Entwicklungsarbeit
Drei Jahre Entwicklungsarbeit, der Umbau des Erprobungsträgers und die Vorläufige Verkehrszulassung (VVZ) standen vor dem Erstflug. Das Herz der Technologie, die H167 von Hyfly, ist nach Angaben des Herstellers ein modular aufgebautes elektrisches Brennstoffzellenantriebssystem. Durch die hohe Modularität sei eine "einfache und effiziente Installation in quasi jeder Art von Luftfahrzeug" gewährleistet, heißt es in einer Pressemitteilung zu dem Jungfernflug. Auch die Wartung sei problemlos möglich. Das System eigne sich für Ultraleichtflugzeuge, Motorsegler und Light-Sport Aircraft (LSA) genauso wie für Drohnen oder eVTOLs mittlerer Größe. Es besteht aus einem kugelförmigen Wasserstofftank, dem Brennstoffzellensystem, einem Akku-Pack, einer Regelungselektronik und dem Elektromotor.
Leistung wie ein konventionell angetriebenes UL
Der Prototyp liefert laut Hersteller eine Startleistung von 70 Kilowatt. Der Kugeltank fasst insgesamt sieben Kilogramm Wasserstoff. Damit soll eine Flugdauer und Reichweite ähnlich einem konventionell angetriebenen Ultraleichtflugzeugen erreicht werden. Je nach Konfiguration sei eine Gesamtflugdauer von bis zu sieben Stunden möglich.
Projekt-Team sieht gutes Marktpotenzial
Das Entwicklungs-Team sieht in dem Projekt H167 "enormes Marktpotenzial". Es stelle eine effiziente und umweltfreundliche Antriebslösung für ultraleichte und leichte Flugzeuge dar, so das Team. Der Hersteller sieht angesichts des wachsenden Drucks auf die Luftfahrtbranche, den CO2-Ausstoß zu reduzieren, eine praktikable und wirtschaftliche Alternative zum Verbrennungsantrieb, die ohne CO2-Emissionen die gleiche Leistung wie konventionelle Antriebe gewährleistet. Darüber hinaus würden durch den geringeren Treibstoffverbrauch auch geringere Betriebskosten anfallen. Außerdem würden die Wartungskosten dank des einfachen und modularen Systems geringer ausfallen. "Das breite Anwendungsspektrum macht das H167-System zu einer attraktiven Option für den Markt", heißt es in der Pressemitteilung weiter.
Flugerprobung startet
Das Hyfly-Team konzentriert sich nach dem gelungenen Erstflug auf die weitere Erprobungskampagne. Das aktuelle System soll dabei als Grundlage für die Optimierung der Brennstoffzelle dienen. Der derzeit verwendete Erprobungsträger DS-2C/HY für das das Brennstoffzellensystem H167 basiert auf einem Prototyp der Dornier DS-2C, der Hyfly von Dornier Seawings zur Verfügung gestellt wurde. Der Deutsche Ultraleichtflugverband (DULV) hatte bereits am 17. Oktober dieses Jahres die Vorläufige Verkehrszulassung (VVZ) erteilt.
Das Hyfly-Team hat jedoch schon Pläne, das Systeme auch nach EASA CS-E / FAA Part 33 für den Einsatz in zertifizierten Flugzeugen (EASA CS-23 / FAA Part 23) beziehungsweise Hubschraubern (EASA CS-27 / FAA Part 27) zuzulassen. Zudem sind weitere Einsatzmöglichkeiten wie beispielsweise UAV-Drohnen oder kleine eVTOLs geplant. Gefördert wird das Projekt unter anderem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) als klimafreundliche Antriebslösung in der Luftfahrt.