Kommentar: Nicht reformierbar

Kommentar
Nicht reformierbar

Zuletzt aktualisiert am 06.10.2023
Nicht reformierbar
Foto: DAeC

Es sind inzwischen fast acht Jahre, in denen ich als redaktionell Verantwortlicher des aerokuriers die Entwicklungen im DAeC begleite. Und über den gesamten Zeitraum ist der DAeC nie zur Ruhe gekommen. Das erste, was ich von den internen Querelen mitbekam, war der geschlossene Abgang des Vorstandes der Bundeskommission Segelflug und die Gründung des Deutschen Segelflugverbandes Ende 2015. Dann kam der Austritt des Deutschen Fallschirmsportverbandes Ende 2021. Stefan Klett, 2019 als Nachfolger von Wolfgang Müther ins Präsidentenamt gewählt und mit großen Reformambitionen angetreten, überstand nicht mal seine erste Amtszeit, seit März 2022 ist mit Claus Cordes ein überaus streitbarer und ebenfalls nicht unumstrittener Charakter Kopf des Verbandes.

Je mehr man sich mit dem Verband beschäftigt, desto mehr gewinnt man den Eindruck, dass es nicht um das Miteinander, sondern vor allem um Profilierung geht. Die Monoverbände wollen die Hoheit über den Spitzensport, die Bundeskommissionen mischen auf derselben Ebene mit und die Landesverbände sind mitunter offenbar der Auffassung, auch ohne den Dachverband bestens klarzukommen. Schließlich wird man das Gefühl nicht los, dass nicht wenige Amtsträger an ihren Posten kleben, als seien es Adelstitel, die mit werweiswas für Privilegien verbunden sind.

Fragt man aber den Luftsportler an der Basis, was der DAeC für ihn tut, wird man vielfach Schulterzucken ernten. Denn das, was weitestgehend funktioniert – beispielsweise technische Betriebe und ATOs – geht ziemlich geräuschlos vonstatten. So, wie es eigentlich sein sollte.

Welchen Kurs steuert der DAeC?

Grundsätzlich bleibt zu klären, welchen Kurs der DAeC nach Jahren der schwelenden Krisen eigentlich steuert. Oder ganz provokant gefragt: Ist der Deutsche Aero Club in seiner aktuellen Struktur überhaupt reformierbar? Ganz ehrlich: ich glaube nicht daran. Es gibt einfach zu viele Partikularinteressen, die sich nicht unter einen Hut bringen lassen, dazu große Egos und viel zu kleine gemeinsam Nenner, auf die man sich einigen könnte.

Wie die Lösung aussehen könnte? Ganz ehrlich: ich weiß es nicht. Vielleicht sollte man aus jedem Landesverband zwei oder drei Mitglieder (nicht Funktionäre!!) auslosen und für ein Wochenende in einem abgelegenen Tagungshotel bei bester Verpflegung einschließen mit dem Auftrag, ein clean sheet design eines modernen Luftsportverbandes zu entwickeln. Eines Verbandes, in dem Zuständigkeiten klar benannt sind, in dem die jeweils fähigsten Köpfe ihr Fachwissen bei der Bearbeitung der Themen einbringen. Und in dem klar ist, dass der Fokus auf der Sache, als09 auf dem Luftsport, liegt und nicht auf der eigenen Person, so schwer das mitunter auch fallen mag.

Ich bin mir sicher, dass die Sport- und Freizeitluftfahrt hierzulande eine starke Vertretung braucht, um sich bei der Politik und allen anderen, die ihren Teil vom Himmel beanspruchen, Gehör zu verschaffen. Das geht aber nur, wenn man gegenüber den anderen mit einer Stimme spricht, die dann auch das notwendige Gewicht hat. Bleibt zu hoffen, dass der DAeC den Weg dorthin zurück findet. Ansonsten ist er ein Auslaufmodell.