AERO-Interview: Kontaktpunkt für die General Aviation

Der AERO-Macher
Kontaktpunkt für die General Aviation

Interview
Veröffentlicht am 22.03.2025
Kontaktpunkt für die General Aviation
Foto: Patrick Holland-Moritz
Tobias, dieses Jahr feiert die AERO zur Abwechslung mal kein Jubiläum. Gibt es dennoch eine Besonderheit, die du gleich am Anfang erwähnen willst, um die Besucher einzufangen?

Tobias Bretzel: Es ist wie immer schwierig, aus den vielen spannenden Einzelheiten etwas Besonders herauszuheben. Aber es sei vorab verraten, dass es dieses Mal zwei Airshows geben wird, eine für E-Flight am Donnerstag und eine am Samstag, bei der wir es richtig krachen lassen. Bei der zweiten, die auch mehr allgemeines Publikum anziehen soll, sind unter anderem die Flying Bulls, das Blanix-Team, Toni Eichhorn, die Niebergalls und die Kunstflugpilotin Melanie Astles dabei. Und auch der Zeppelin wird in die Luft gehen!

Frage zwei muss ich eigentlich gar nicht stellen, oder?

Du meinst die nach der Anzahl der Aussteller? Aktuell haben wir 60 Buchungen oder zehn Prozent mehr als zum Vorjahreszeitpunkt. 2024 hatten wir 690 Firmen vor Ort, dieses Jahr rechnen wir mit mehr als 700.

Welche Platzhirsche sind dabei, welche Novizen?

Wir freuen uns, dass Textron wieder mit größerer Präsenz aufschlägt und Pipistrel durch die Anbindung an den US-Riesen von der B- auf die A-Seite rutscht. Diamond und Tecnam, die dieses Jahr turnusgemäß aussetzen würden, haben sich für eine Teilnahme entschieden, und Leonardo und Bell bekommen dieses Jahr erstmals Messe-"Konkurrenz" von Airbus Helicopters, das seine AERO-Premiere gibt. Ebenso freuen wir uns, dass wir neben den regelmäßigen Ausstellern Gulfstream und Pilatus erstmals auch Dassault gewinnen konnten, und die großen Namen aus der UL- und Segelflugszene runden die Messe ab.

Euer Leitspruch lautet: "Nach der Messe ist vor der Messe", die Vorbereitungen laufen also schon Monate. Mit dem zweiten Amtsantritt von Donald Trump als US-Präsident im Januar scheinen etablierte Gewissheiten und Beziehungen infrage gestellt. Viele eurer Aussteller kommen aus den USA. Macht sich die Situation in den Gesprächen mit Kunden bemerkbar?

Momentan merken wir das noch nicht, aber Trumps jüngste Äußerungen, die unsere historische Westbindung infrage stellen, das schockiert einen beruflich wie persönlich. Wirtschaftlich wirkt es sich aber bislang nicht aus. Dennoch gibt es Anlass zur Sorge, beispielsweise der Abbau von Personal bei Behörden wie der FAA, die Häufung von Unfällen, da weiß man nicht, wie das durchschlägt. Und in der GA, die international extrem verflochten ist, würden Zölle ein echtes Problem darstellen und vieles verteuern. Hoffen wir, dass es nicht so kommt.

Wie ändert sich die Bedeutung einer Messe, in der Wirtschaftsvertreter ohne den Einfluss der Politik zusammenkommen, in solchen Zeiten?

Als Sohn eines Mannes, der im Rathaus für Städtepartnerschaften zuständig war, weiß ich, wie wichtig persönliche Kontakte sind, um Beziehungen zu erhalten. Am Ende wollen alle Geschäfte machen, man kennt sich teils seit Jahrzehnten, und da sind Treffpunkte wie die AERO wichtig, um Kontakte zu pflegen. Da ist so viel gewachsen innerhalb der Industrie, das ist ein starkes Band. Außerdem sehen wir uns geopolitisch als wichtigen Treffpunkt, denn wir haben auch Kontakte nach Asien, insbesondere China. Vielleicht klingt das ambitioniert, aber die AERO als ein Kontaktpunkt zwischen den Blöcken zu etablieren, war nie so wichtig wie heute.

Dieses Jahr gibt es zehn Gemeinschaftsstände, wo sich Länder oder Luftfahrtcluster gemeinsam präsentieren. Geht der Trend allgemein in diese Richtung? Was bedeutet das für die AERO?

Jeder Pavillon, egal auf welcher Ebene, ist ein Qualitätsmerkmal für eine Messe. Diese Gemeinschaftsstände dienen oft neuen Ausstellern, die hier noch nicht ihr Hauptgeschäftsumfeld haben, als Testbecken, um sich zu präsentieren. Man kann auf ein stimmiges Konzept zurückgreifen und ist Teil eines großen Ganzen, was die Sichtbarkeit erhöht und Aufwand und Kosten reduziert.

Gibt es bei den Pavillons Schwerpunkte?

Zum einen haben wir Pavillons von Ländern wie Tschechien oder die Niederlande, zum anderen gibt es regionale Cluster, die sich gemeinsam präsentieren, beispielsweise Brandenburg, bavAIRia oder BodenseeAIRea. Die haben den Vorteil, dass die Unternehmen dafür oft Förderung beantragen können. Schließlich bleiben Gemeinschaftsstände von Organisationen wie der IDRF, der GBAA oder dem DHV, die spezifische Interessen bündeln.

Mit dem Business Aviation Dome greift ihr einmal mehr die EBACE in Genf an, deren Zukunft aufgrund des Rückzugs der NBAA aus der Organisation ungewiss scheint. Kann die AERO zur neuen Leitmesse für die europäische Geschäftsluftfahrt werden?

Ich würde es nicht als "Angriff" bezeichnen. Aber wir beobachten genau, was in Genf passiert, und sehen, dass wir uns als zukünftige Plattform eta-blieren können. Wir haben den Aufwärtstrend in der Business Aviation aufgegriffen und proaktiv ein Konzept entwickelt, das wir seit Sommer 2024 vermarkten. Dazu gehören der AERO Business Aviation Showhub, mit dem wir in den Hallen A2 und A3 Firmen aus der Geschäftsfliegerei und der höherklassigen GA zusammenbringen, und das Static Display mit dem Business Aviation Dome, wobei Letzterem ein komplettes Eventkonzept zugrunde liegt, das ihn zu weit mehr als einer reinen Ausstellungsfläche macht.

AERO / fairnamic GmbH
Das klingt nach inhaltlicher und räumlicher Umstrukturierung …

Das stimmt. Um die Halle A2 hier einzubinden, wird die AERO Drones in die Halle B4 verlegt und rückt damit auch näher an die für sie wichtige Helikopterhalle B5. Die Straße zwischen Flughafen und Messegelände wird gesperrt, denn dort parkt die Global 6000 der Bw-Flugbereitschaft. Schließlich wird der Piloteneingang auf die Südwestseite des Geländes verlegt. Die dort ankommenden Besucher werden also direkt durch den neuen Dome geleitet und können dann über das Static Display in die Hallen.

Noch einmal zurück zu den beiden Airshows: Was hat es mit dieser Abkehr vom bisherigen Business-first-Ansatz auf sich?

Es ist keine wirkliche Abkehr, vielmehr wollen wir neben dem reinen Business-Aspekt wieder mehr Community-Fixpunkt sein und entsprechend mehr Flugzeuge in der Luft zeigen. Mit den zwei kleinen Airshows können auch die Aussteller gut leben. Aber wir wollen etwas tun, damit die Besucher nicht nur zur AERO kommen, weil es der Job verlangt, sondern auch, weil es da was zu erleben gibt. Das gilt vor allem für Privatpiloten, Luftsportler und ihre Familien. Dass es da einen Bedarf gibt, hat auch der Erfolg des AERO Fly-in im August in Aalen-Elchingen gezeigt.

Den Privatpiloten vergällt man den Spaß schon mit der Slotregelung am Flughafen …

Dass das alles andere als optimal ist, das wissen wir, aber wir sind weiterhin im Austausch mit dem Flughafenbetreiber, um die Situation zu verbessern. Wir gehen jetzt über die 700 Aussteller, wollen perspektivisch 800 erreichen, und die haben einfach ein breiteres Publikum verdient, das auch vernünftig anfliegen können soll. Da sind wir dran und machen nicht den Käfer, der auf dem Rücken liegt, mit den Beinen strampelt und irgendwann aufgibt, dafür ist die AERO auch ein zu großes regionalpolitisches Thema. Weiterhin sind wir in der finalen Verhandlungsphase für zusätzliche temporäre Linienflüge von Berlin, Hamburg, Köln und Hannover, die Messebesucher morgens nach Friedrichshafen und abends zurück bringen.

Frage zum Abschluss: Welche drei Highlights empfiehlt Tobias Bretzel, die kein Messebesucher verpassen darf?

Ganz klar der Business Aviation Showhub mit dem Dome, das sollte man sich gönnen. Allerdings wird es hier aus Sicherheitsgründen Einlasskontrollen geben, da bitten wir vorab um Verständnis. Weiterhin empfehle ich, sich die Premierenliste anzuschauen und zu gucken, was es an Neuheiten gibt. Schließlich möchte ich noch auf die Sustainable Aviation in Halle A7 hinweisen. Hier stellen Überzeugungstäter im besten Sinne aus, deren hoch innovative Konzepte es verdienen, entsprechend gewürdigt zu werden.