Graubraune Holzstapel, höher als ein einstöckiges Gebäude, liegen hinter der Produktionshalle von Hoffmann Propeller auf dem Freigelände. Was Unwissende für Feuerholz halten könnten, ist für das Unternehmen der wichtigste Rohstoff. Vor allem Fichte und Esche von höchster Qualität, also nicht vergleichbar mit dem, was man im Baumarkt bekommt, kauft Hoffmann von regionalen Anbietern bis hin zu Händlern im europäischen Umland.
Zunächst ist Trocknung angesagt. Rund ein Jahr lagert das Holz abgedeckt im Freien, die Restfeuchte sinkt dabei auf 16 bis 18 Prozent. Nach drei Tagen in der Trockenkammer sind schließlich noch zehn Prozent Feuchte übrig. "Damit können wir arbeiten", sagt der Leiter der Schreinerei, als er die Führung durch die Produktion beginnt und Schritt für Schritt erklärt, wie aus den Brettern draußen Propeller mit dem blauen Logo werden. Zunächst werden die langen Bretter eingekürzt und anschließend in schmale Leisten geschnitten. Dabei achtet der zuständige Mitarbeiter peinlich genau darauf, dass Störungen im Holz wie beispielsweise Äste oder auffällige Abweichungen der Maserung, die auf eine Beeinträchtigung der Stabilität hinweisen, herausgeschnitten werden.+

Kleine Störungen im Holz können die Stabilität des späteren Propellerblattes beeinträchtigen
Hobeln, schleifen, fräsen
Im nächsten Arbeitsschritt glättet eine Vierseiten-Hobelmaschine die sägeraue Oberfläche, eine Zweiseiten-Schleifmaschine erledigt die Feinarbeit. Damit ist das Rohmaterial bereit für den nächsten Schritt: das Verleimen. Hierbei entsteht in Abhängigkeit von der Form aus verschiedenen Leisten, Holzarten und Aerodux-Leim ein kompakter Block. Er wandert anschließend in die Fünfachs-Fräsmaschine, die einen erheblichen Teil des Holzes in feine Späne verwandelt und dabei die wesentliche Form des Propellerblattes oder des ganzen Props herausarbeitet.

Hightech im klassischen Propellerbau: Eine Fünfachs-Fräsmaschine arbeitet aus einem Block verleimten Holzes die Blattform heraus.
Eine Etage weiter oben bekommt das Werkstück seinen Feinschliff, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Etliche Bearbeitungsschritte mit dem Exzenterschleifer oder per Schleifklotz von Hand wechseln sich ab mit Prüfungen auf dem Wuchtstand. Hier kann der Prop frei drehen, und sobald er sich von allein bewegt, weiß der Werker, wo noch etwas abzuschleifen ist, bis er perfekt ausbalanciert ist. Im Anschluss bekommen die Props und Blätter einen GFK-Überzug, mitunter metallene Beschläge für die Eintrittskante und ihr Lackkleid, bevor sie final zur Montage und schließlich zur Verpackung gehen.
Am Ende der Tour ist mir klar: Hier verbinden sich Tradition und Hightech, greifen Geschicklichkeit der Produktionsmitarbeiter und Know-how der Ingenieure ineinander. Und ich frage mich, wie solch ein Unternehmen in die Insolvenz schlittern konnte. Mark Härtenberger, kurz vor der Krise als Geschäftsführer an Bord gekommen, versucht es zu erklären.
Viele Probleme vor der Insolvenz
"Die Ursachen sind vielschichtig. Es gab einfach zu lange keine Neuentwicklungen, bei Hoffmann waren es im Bereich Luftfahrt 22 Jahre. Und dann passiert, was passieren muss: Man wird von der Konkurrenz einfach überholt." Auf Bestandsprodukten könne man sich heute nicht mehr ausruhen, selbst wenn sie noch so gut seien, sagt Härtenberger, der nach seiner Ausbildung bei der MTU zunächst den Techniker draufsattelte und berufsbegleitend ein Diplom in Wirtschaftsingenieurwesen erwarb. Nach Stationen in den Luftfahrtsparten von Henkel und dem Gasgiganten Linde stellte sich die Frage, wo er sich weiterentwickeln könnte, und kam so zu Hoffmann. "Ich wusste zwar, dass da einiges an Arbeit auf mich zukommt, aber die drohende Insolvenz war da noch nicht abzusehen."

Mark Härtenberger hält als Geschäftsführer den Propellerhersteller auf Kurs.
Allerdings, die Zahlungsunfähigkeit mit anschließender Übernahme durch neue Investoren scheint für Hoffmann das notwendige "reinigende Gewitter" gewesen zu sein, das es brauchte, um sich auf die eigenen Kompetenzen zu besinnen und sich zu erneuern. 1955 von Ludwig Hoffmann und Richard Wurm senior gegründet, machte sich das Unternehmen zunächst einen Namen mit Propellern für Motorsegler. Später kamen Wartung und Überholung von Luftschrauben aus US-Produktion dazu, schließlich startete Hoffmann die eigene Entwicklung von Propellern für die General Aviation sowie für Luftkissenfahrzeuge und Windkanäle. Einer der Ingenieure, die hier arbeiteten, gründete später den zweiten großen Propellerbauer in Deutschland: Gerd Mühlbauer.
Richard Wurm senior war im Krieg selbst aktiver Pilot gewesen und hatte dementsprechend einen direkten Bezug zur Fliegerei, der später bei seinem Sohn Richard und seinem Enkel Stefan nicht mehr in dieser Intensität gegeben war. Die Gesellschafter hatten ihr Kerngeschäft im Bereich Immobilien. Zwar planten sie einen Umzug in neue Räumlichkeiten, um Prozesse zu optimieren und Kosten zu senken, allerdings waren sie nicht bereit zu den notwendigen erheblichen monetären sowie zeitlichen Investitionen. Es folgte die Eröffnung des Insolvenzverfahrens Mitte 2024.
Die Rosen Swiss Holding übernimmt
Härtenberger berichtet vom unschönen Ende der jüngeren Hoffman-Geschichte vergleichsweise emotionslos, was kaum verwundert, weil das, was dazu führte, nicht in seiner Verantwortung lag. Bei der Suche nach einem neuen Investor bewies er ein glückliches Händchen: Mit der Rosen Swiss Holding AG hat Hoffmann Propeller seit Januar 2025 ein Unternehmen im Rücken, das bereit ist, zu investieren. "Die neuen Gesellschafter haben ihre Ideen und Vorstellungen eingebracht", sagt der Geschäftsführer. "Sie sehen die Luftfahrt im Allgemeinen und den Propellerbau im Speziellen als Zukunftsmarkt und verfolgen langfristige Strategien, um den zertifizierten Entwicklungs-, Herstellungs- und Instandsetzungsbetrieb am Markt neu zu positionieren."

Die Fertigungstiefe bei Hoffmann Propeller ist hoch.
Viele Gespräche habe man gemeinsam geführt, um sich kennenzulernen und Erwartungshaltungen auszutauschen. Wenn Härtenberger über die Abwendung der Insolvenz spricht, dann schwingt ganz subtil ein kleines bisschen Stolz mit. "Alle Gläubiger konnten aus eigener Kraft vollständig bedient werden, weshalb das Insolvenzverfahren wegen Wegfalls des Eröffnungsgrundes eingestellt werden konnte. Mit dem neuen Gesellschafter ging es im Anschluss kurzfristig um die Stabilisierung der Firma, und das ist uns hervorragend gelungen." Besonders froh ist der Geschäftsführer darüber, dass es in der turbulenten Zeit kaum Personalabgänge gab, was aus seiner Sicht für den Teamgeist in Rosenheim spricht. "Nun geht es darum, das Geschäft auszubauen und zu diversifizieren, Prozesse zu optimieren und vor allem einen neuen Standort zu finden, an dem wir den Materialfluss verbessern und einfach alles effizienter gestalten können", so Härtenberger.
Neue Props etablieren
Die akuten Baustellen hat Härtenberger klar vor Augen: "Zunächst müssen wir unsere neuen Propeller vom Typ HO-V723 am Markt etablieren. Die Version mit breiten Blättern ist speziell ausgelegt für die starken 915er- und 916er-Rotaxe, die ja gerade bei den ULs und Leichtflugzeugen stark nachgefragt werden. Auf lange Sicht ist es denkbar, uns im Segment der Turboprops neu zu positionieren, denn da sind wir bisher überhaupt nicht aktiv. Zu diesem Zweck soll beispielsweise die Entwicklungsabteilung breiter aufgestellt werden. Ein dritter Punkt ist der Bereich Restaurierung und historische Flugzeuge, denn wenn ein Warbird wie eine Spitfire einen neuen Prop braucht, dann können wir das liefern. Und schließlich dürfen wir bei allen Innovationen auch nicht aus den Augen verlieren, dass sich unser Service bei der Wartung und Instandsetzung von eigenen Propellern und Fabrikaten anderer Hersteller stetig verbessern muss. Es gibt beispielsweise den Plan, künftig auch die Wartung von Hartzell-Composite-Propellern anzubieten. Bislang machen wir nur Metall."

Hoffmann bietet Props für zahlreiche Anwendungen vom Motorsegler bis zum Windkanal.
Drei solide Standbeine
Mit den aktuell drei Standbeinen Hoffmann Produktion/Wartung, Fremdhersteller-Wartung und Hovercraft sei man grundsätzlich gut aufgestellt. Allerdings hätte sich der Markt im Laufe der Jahre verändert. "Gerade private Flugzeugbesitzer gucken heute auch auf die Optik. Klar, wer sich ein schnittiges UL kauft, der will auch einen schönen Prop dazu. So was müssen wir auf dem Schirm haben." Darüber hinaus seien Effizienz und Lärmemissionen bestimmende Themen der Gegenwart.
"Hoffmann ist eine starke Marke und hat in der Szene nach wie vor einen guten Namen", schließt Mark Härtenberger. Er weiß, es gibt viel zu tun. Und gemeinsam mit den Mitarbeitern, von denen fast alle die Firma viel länger kennen als er selbst, will er es angehen. Zukunftsgestaltung mit Tradition.