Hat man 450 Euro in Garmins erste GPS-Uhr für Piloten namens D2 investiert, beginnt das Vergnügen der Auspackzeremonie. Die Verpackung, in stilvollem Schwarz gehalten, gibt die eigentliche Uhr, das Ladegerät mit USB-Kabel und eine knapp gehaltene Schnellstartanleitung preis.
Gut fünf Zentimeter im Durchmesser misst das Gehäuse der D2, fast zwei Zentimeter ist es hoch. Einmal am Arm, gerät das Stück Technik schnell in Vergessenheit, nicht zuletzt dank des geringen Gewichts. Das mattschwarze Gehäuse hinterlässt einen wertigen Eindruck, das Lederarmband liegt angenehm auf der Haut.
Zum Aufladen wird die Uhr in eine Ladeschale geklemmt. Strom erhält sie über ein USB-Kabel, das wahlweise ins Netzteil oder an den Rechner gestöpselt wird. Auf diesem Weg lassen sich auch Daten übertragen – dazu gleich mehr.
Geht es um die grundlegenden Funktionen, ist die D2 erfreulich intuitiv. Ein Blick in die Schnellstartanleitung vor dem ersten Start genügt, um ans Ziel zu kommen. Lediglich für die Feinheiten braucht es dann doch die ein oder andere Erklärung, denn die Einstellmöglichkeiten sind überaus vielfältig.
Die orangefarbene „Aktionstaste“ führt ins Menü, die darunterliegende Taste mit dem gebogenen Pfeil wieder zurück. Eine der Tasten ist mit der Beleuchtung belegt, dazu gibt es rechts am Gehäuse zwei Tasten für die Navigation innerhalb der Menüs und die Buchstabenauswahl bei der Eingabe von Wegpunkten. Ein langer Druck auf diese Tasten aktiviert jeweils die Direct-to-Funktion und ruft eine Liste der nächstgelegenen Flugplätze auf. Apropos Direct-to: Diese Funktion ist gleichzeitig Namensgeber der D2.
Das ist das passende Stichwort für unseren Flug von Dierdorf-Wienau (EDRW) nach Bad Neuenahr (EDRA). Der Hüpfer auf die andere Rheinseite ist schnell geplant. Für komplexere Strecken lassen sich Routen mit mehreren Wegpunkten anlegen. Insgesamt ist die Angelegenheit zwar ein bisschen fummelig, aber auch im Cockpit noch beherrschbar. Den Bedienkomfort eines ausgewachsenen GPS-Geräts oder eines iPads darf man von der D2 nicht erwarten.
Das Display ist kontrastreich genug, um es auch bei Sonnenschein ablesen zu können. Bei Dunkelheit hilft die Beleuchtung.
Navigiert wird entweder per Kursstrich auf der Karte, im Kompassmodus, mittels der Anzeige von Track und Bearing oder mit Hilfe der HSI-Anzeige. Die D2 informiert zudem über die Geschwindigkeit über Grund und zeigt die Höhe an – ein barometrischer Höhenmesser ist integriert. Praktisch: Verliert die Uhr den Kontakt zu den Satelliten, vibriert sie spürbar.
Nützlich sind die Alarmfunktionen. Die Uhr kann sich beim Erreichen einer bestimmten Höhe melden, sie kann die Annäherung an einen Wegpunkt ankündigen oder den Piloten ans Umschalten der Tanks erinnern.
Die Akkulaufzeit soll im normalen GPS-Modus 16 Stunden betragen, als reine Armbanduhr bleibt sie bis zu fünf Wochen lang wach. Unseren Testtag mit mehreren Flügen und viel Spielerei absolvierte der Energiespeicher jedenfalls mit Leichtigkeit.
Eine Teilstrecke führt uns in Richtung des Köln/Bonner Luftraums. Dort zeigt sich, dass die D2 keine Luftraumstrukturen kennt – wohl ein Zugeständnis an das kleine Display mit nur 70 x 70 Pixel Auflösung. Gespeichert sind nur ICAO-Flugplätze und Ländergrenzen, hier und da sind Orte eingezeichnet. Immerhin sind Updates der kleinen Datenbank mit 25 US-Dollar preiswert. Nach der Landung möchte man vielleicht Start- und Landezeiten ablesen, doch auch das beherrscht die D2 nicht automatisch.
Mit der iPad-Software Garmin Pilot, die bald auch in Deutschland erscheinen soll, bahnt sich eine komfortable Möglichkeit an, Flüge zu planen und diese Daten dann via Bluetooth auf die Uhr zu übertragen. Eine Anbindung an Garmins GPS-Geräte ist nicht vorgesehen. Via USB kann man die D2 mit dem PC verbinden. Aufgezeichnete Tracks lassen sich auslesen und mit einem entsprechenden Programm auf einer Karte ansehen.
Für den Einsatz außerhalb des Cockpits hat Garmin der D2 noch ein paar nette Funktionen spendiert. So ist es möglich, die hauseigene Actioncam VIRB fernzusteuern. Wer mag, kann die D2 als Fitnesstrainer nutzen, wenn sie mit entsprechenden Sensoren gekoppelt wird. Auch Geocaches lassen sich mit ihr suchen.
Alles in allem hinterlässt die Uhr einen zwiespältigen Eindruck. Die Idee, ein Luftfahrt-GPS samt Moving Map am Arm zu tragen, klingt faszinierend. Nach unseren Flügen aber zeigt sich, dass die D2 eben dieses Versprechen nicht erfüllt. Das Display ist klein und eine Luftraumdatenbank ist nicht vorhanden. Somit ist die Garmin D2 kaum mehr als eine willkommene Sicherheit, falls iPad und Co einmal aussteigen sollten. Auch als Ergänzung zur Papierkarte hat sie ihre Daseinsberechtigung. Für einen Nachfolger bleibt noch viel Luft nach oben.
Wer hingegen ein schönes Spielzeug für Cockpit und Freizeit sucht, das ihn zudem allerorten als Pilot ausweist, liegt mit der D2 am Arm goldrichtig.
Daten Garmin D2
Garmin D2 Pilotenuhr
Lieferumfang: D2-Pilotenuhr, USB-Netzteil mit Ladegerät und internationalen Adaptern, mehrsprachige Schnellstartanleitung
Hersteller: Garmin
Abmessungen: Ø 4,9 x 1,7 cm
Bildschirmdiagonale: 3,1 cm
Auflösung: 70 x 70 Pixel
Gewicht: 86 g
Speicher: 20 MB
Datenbank: Flugplätze weltweit, ohne Luftraumstrukturen
Akku: Lithium-Ionen
Laufzeit: bis zu 50 h im GPS-(Spar-)Modus, bis zu fünf Wochen als Uhr
Schnittstellen: USB, Bluetooth
wasserdicht: 50 m
Höhenmesser: ja
Kompass: ja
Trackaufzeichnung: ja
Extras: Fitness, Geocaching
Marktpreis: ca. 450 Euro
aerokurier Ausgabe 08/2014