Angesichts der Ausbreitung des Coronavirus hat die europäische Flugsicherheitsagentur EASA einen Leitfaden für die Desinfektion von Flugzeugen erarbeitet, um Betreibern eine Übersicht über sinnvolle Maßnahmen zur reduktion der Virusbelastung zur Verfügung zu stellen. Die AOPA hat daraus Handlungsempfehlungen für die Betreiber von Kleinflugzeugen der Allgemeinen Luftfahrt erstellt. Zielgruppe sind insbesondere Flugschulen und Luftsportvereine, in denen Fluggeräte von mehreren Piloten genutzt werden.
Den aktuellen Erkenntnissen zufolge wird das Coronavirus durch Tröpfcheninfektion übertragen, die beispielsweise beim Husten und Niesen freigesetzt werden. Überdies scheint das Virus eine beträchtliche Zeit auf verschiedenen Arten von Oberflächen überleben zu können. Berührt man solch eine kontaminierte Oberfläche, nimmt man auch das Virus auf. Bringt man es dann auf eigene Schleimhäute oder in Mund oder Nase, ist eine Infektion nicht ausgeschlossen.
Oberflächen reinigen und desinfizieren
Der AOPA-Leitfaden empiehlt eine Reinigung von Oberflächen, die möglicherweise mit Viren belastet sind, nach jedem Flug. Wichtig dabei: die Oberflächen feucht reinigen, am besten mit zugelassenen Desinfektionsmitteln. Abgeraten wird von einer Reinigung mit Druckluft, Dampf- oder Hochdruckreinigern. denn dadurch können Viren, die sich auf der Oberfläche befinden, wieder in die Luft gelangen und eingeatmet werden. Auch ein Staubsauger ist laut AOPA nicht das Mittel der Wahl, da die Filter in den Geräten das Virus sehr wahrscheinlich nicht zurückhalten können und es vielmehr in der Luft verteilt wird. Eine Ausnahme sind Sauger, deren Abluft in ausreichendem Abstand zum Anwender ausgeblasen wird.
Von der Verwendung eines Ionisators rät die AOPA ebenfalls ab. Zwar kann er Viren wirksam vernichten, allerdings greift er durch das beim Betrieb entstehende Ozon auch Teile aus organischem Material wie Gummi, Kunststoff und Leder an. Des weiteren ist Ozon in höheren Konzentrationen giftig. Schließlich sollte kein Wasserstoffperoxid verwendet werden. Es tötet zwar ebenfalls das Virus, greift aber auch Leder, Acrylarmaturen und Polycarbonatfenster an.
Ist kein zugelassenes Desinfektionsmittel verfügbar, kann laut AOPA auch eine Lösung aus 60 Prozent Isopropanol und 40 Prozent Wasser verwendet werden und bringt auf den meisten Oberflächen sowie Teppichen und Textilien die gewünschte Wirkung. Isoporopanol bekommt man in Deutschland unter anderem in Apotheken. Eine 50/50-Mischung von Isopropanol und Wasser sei geeignet, um Instrumentenpanels zu reinigen. Leder und Scheiben sollten hingegen nicht mit Alkohol behandelt werden. Wasser mit Haushaltsgeschirrspülmittel sei dafür eine Option.

Vorsicht bei Avionik und Instrumenten
Um beim gut gemeinten Putzeinsatz Schäden an der teuren Avionik zu vermeiden, ist hier besondere Vorsicht geboten. Die Reinigung sollte mit einem Mikrofasertuch erfolgen, um Displays nicht zu zerkratzen. Klassische Feuchttücher und Produkte, die Zitronensäuren oder Natriumbicarbonat enthalten, dürfen hier nicht benutzt werden, weil sie die Anzeigen anätzen können.
Typische Avionikgeräte mit Antireflexglas wie beispielsweise das Garmin G1000 können laut AOPA mit einer 50/50 Isopropanol-Wasser-Lösung gereinigt werden. Einige Displays mit Kunststoffbildschirmen aus Acryl, Lexan oder Polycarbonat wie beispielsweise die GNS 430- und 530-Serie sollten stattdessen mit milder Seifenlösung gereinigt werden. Im Zweifelsfall ist laut AOPA der Hersteller zu kontaktieren.
Generell gilt hier, so wenig Flüssigkeit wie möglich zu verwenden und in jedem Fall zu verhindern, dass Reinigungsmittel oder Wasser in das Panel gelangen. Dennoch sollten alle Knöpfe, Schalter und Elemtente, die regelmäßig berührt werden, gereinigt werden.

Vor und während des Fluges
Wenngleich die AOPA den Einsatz von Handschuhen zur Vorflugkontrolle und während des Fliegens erwähnt, muss nach Meinung von Fachleuten davon abgeraten werden. Der Mediziner Marc Hanefeld hat in mehreren Medien davor gewarnt, medizinische Handschuhe zu tragen, weil sie kaum Sicherheit bieten. Überdies müssten die Hände anschließend gründlich desinfiziert werden. Unterbleibt dies, wird die Haut zu einer regelrechten Brutstätte für alle möglichen Keime, nicht nur für das Corona-Virus. Gründliches Händewaschen reiche laut Hanefeld völlig aus.
Bezüglich der Ausrüstung empfiehlt die AOPA, möglichst auf persönliches Equipment zurückzugreifen. Vor allem Headsets sollten nicht von Piloten oder Passagieren geteilt werden. Augen, Nase und Mund seien Einfallstore für das Virus, und die Verwendung eines Headsets, das bereits von anderen Personen benutzt wurde, stelle ein hohes Risiko dar, auch wenn es gereinigt wurde.

Mit wem und wohin fliege ich?
Schließlich weist die AOPA darauf hin, dass ein Kleinflugzeug ähnlich wie ein Auto durch die Enge ein potenzieller Ansteckungsherd ist. Dementsprechend sollte man aktuell nur mit Personen aus dem eigenen Haushalt fliegen. Auch bei der Wahl der Ziele sollte gelten, dass verantwortungsvolle GA-Piloten weder Risikogebiete anfliegen noch aus Risikogebieten in weniger betroffene Regionen fliegen. "Wir wollen nicht, dass die GA negative Aufmerksamkeit erhält, weil Menschen aus Corona-Risikogebieten zu Zielen fliegen, die bisher nicht vom Virus betroffen sind, beispielsweise kleine Inseln", heißt es wörtlich.