Albrecht Berblinger, im Hauptberuf Schneider mit eigener Werkstatt, hatte sich schon seit seiner Jugend mit technischen Konstruktionen befasst. Er wollte unter Beweis stellen, dass sein selbst entworfener Hängegleiter tatsächlich flugfähig ist. Der Termin des offziellen Erstflugs stand auch fest: Es sollte der 30 Mai 1811 sein, der Tag, an dem der König zu Besuch in Ulm weilte. Berblinger musste dafür aber seinen ursprünglichen Startplatz in den Weinbergen, von dem aus er schon zuvor Flugversuche unternommen hatte, aufgeben. Stattdessen sollte sein "Demoflug" vor dem König und dessen Bruder von einer 20 Meter hohen Rampe am Ufer der Donau starten. Ziel war das andere Donauufer. Berblinger wusste um die gefährlichen Fallwinde über dem Wasser und zögerte den Start hinaus. Der König reiste ab, aber die Honorationen der Stadt setzten Berblinger so sehr unter Druck, dass er trotz schlechter Wetterbedingungen am späten Nachmittag des 31. Mai doch noch startete.
Er scheiterte, wie man aus den Überlieferungen weiss, wurde verspottet und als Lügner und Betrüger geächtet. Seine Kunden blieben aus und Berblinger starb völlig verarmt mit nur 58 Jahren. Bis zuletzt hatte er an die Flugfähigkeit seines Hängegleiters geglaubt. Berblinger hatte das Pech, 200 Jahre zu früh geboren zu sein. Seine Erfindung war 1811 noch nicht reif für die wenig aufgeklärte Welt.
Flugversuche in jüngster Vergangenheit haben bewiesen, dass die Windverhältnisse über der Donau extrem schwierig sind, und die meisten Versuche scheiterten, auch jene mit modernem Fluggerät. Mit einem originalgetreuen Nachbau-Hängegleiter wurde jedoch bewiesen, dass die Konstruktion Berblingers funktionierte. Das Gerät war generell flugfähig.
In Erinnerung an seinen zu trauriger Berühmtheit gewordenen Schneider veranstaltet die Stadt Ulm seit 1988 den Berblinger Wettbewettbewerb, bei dem innovative Konzepte der Luftfahrt gefördert werden. Für 2016 heißt das Thema "Vision Donauflug". Hier geht es um Entwicklungen für den umweltschonenden Streckenflug. Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert.
Im Geiste Berblingers verfolgt die Stadt Ulm heute das Ziel, Entwicklungen in der Allgemeinen Luffahrt zu fördern, die es ermöglichen, den Flusslauf der Donau in der gesamten Distanz von der Quelle bis zur Mündung möglichst geräuschlos und emmissionsfrei mit Hilfe von innovativen, Umwelt und Ressourcen schonenden Flugzeugen zu überfliegen, auch in Etappen.
Der Preis soll zunächst in theoretischen Wettbewerben Ideen auszeichnen, die in besonderem Maße dann dazu beitragen, diesem Ziel auch in der Praxis näher zu kommen. Einsendeschluss für Bewerbungen zum Berblinger Wettbewerb 2016 ist der 21. Juni 2016. Mehr Infos zum Wettbewerb und zur Geschichte unter: www.berblinger.ulm.de