Colmar eignet sich ideal für Piloten, die zwar gerne einmal nach Frankreich fliegen würden, sich jedoch vor der Komplexität der Sprache und des Luftraums fürchten. Das beschauliche Städtchen liegt im Elsass nordwestlich von Freiburg im Breisgau. Es ist bekannt für sein architektonisches Erbe, zu dem unteren anderem gotische Bauwerke wie die Stiftskirche Sankt Martin und die Dominikanerkirche zählen, und seine Vielfalt an Museen. Das Stadtbild ist geprägt von malerischen Vierteln und stattlichen Fachwerkhäusern mit schön erhaltenen Fassaden. Der Regionale Naturpark Ballons des Vosges, der die Stadt im Westen flankiert, und die sanft geschwungenen Bergrücken der Vogesen sind schon aus der Luft gut zu erkennen.
Der Anflug aus Deutschland ist unproblematisch. Er führt über den Schwarzwald bis zum Rhein, der die Landesgrenze zu Frankreich markiert. Zu beachten sind lediglich vereinzelte Sendemasten, die Sperrzone rund um das Atomkraftwerk Fessenheim, eine kleinere Gefahrenzone im Süden Colmars sowie eine Kunstflug- und zwei Sprungzonen. Die Sperrzone um das Kraftwerk ist tunlichst zu meiden. Die französische Luftwaffe versteht da keinen Spaß und zaudert nicht, unberechtigt einfliegende Flugzeuge abzufangen – so zumindest erzählt man es sich in Fliegerkreisen. Fünf Minuten vor der Ankunft ist es an der Zeit, sich bei der Flugleitung anzumelden, wobei die Verständigung für Piloten mit englischem Sprechfunkzeugnis kein Problem darstellen sollte. Das Personal ist freundlich und zuvorkommend, wofür es sich die Sympathien der Piloten sichert – die PIREPs sprechen für sich.
Der Flughafen liegt nur zwei Kilometer nördlich der Stadt. Vor dem Fluggelände thront majestätisch eine Freiheitsstatue. Das Replikat der Libertas wurde zu Ehren von Frédéric-Auguste Bartholdi aufgestellt, dem Erschaffer der Freiheitsstatue auf Liberty Island, der in Colmar geboren wurde und zu den bedeutenden Künstlern der Stadt gehört. Einige hundert Meter weiter liegt die Bushaltestelle „Atlas-Air“, von wo aus die Buslinie 7 direkt ins Stadtzentrum – zur Haltestelle „Theater“ – verkehrt. Alle, die es lieber bequem haben und individuell unterwegs sein möchten, können direkt am Flughafen bei Europcar und Hertz ein Fahrzeug mieten.
Die Markthalle: Wo Gourmets sich treffen, um Spezialitäten zu kosten

Die große Fußgängerzone ermöglicht es, die umliegenden Quartiere in Ruhe zu erkunden. Nach einem zehnminütigen Fußmarsch in südliche Richtung ist das Viertel Klein-Venedig erreicht. In fröhlichen Farben schmiegen sich die Häuser eng an den Kanal, in dem die Lauch leise plätschernd gen Süden strömt und Geranien und Petunien lieblich duften. Wer das venezianische Ambiente in vollem Umfang auskosten möchte, sollte sich vor dem Restaurant „Le Caveau Saint-Pierre“ nahe der Brücke Saint-Pierre für eine Kahnfahrt anmelden – bei einem Preis von sechs Euro pro Person ein durchaus bezahlbares Vergnügen.
Der Fischerstaden verbindet Klein-Venedig mit dem Gerberviertel. Das Viertel der Fischer wurde 1706 bei einem Großbrand zerstört, doch strahlt es seit seiner Restaurierung im Jahr 1981 wieder in alter Pracht. Am Quais de la Poissonnerie lebten einst die Fischer und zogen Aale, Forellen und Hechte aus der Lauch. Inzwischen rentiert sich das einst florierende Gewerbe jedoch nicht mehr, und so musste 2002 auch der letzte Fischladen seine Türen schließen. In der alten Markthalle herrscht aber noch immer geschäftiges Treiben. An liebevoll dekorierten Ständen preisen die regionalen Händler Obst und Gemüse, Käse und Wurst, Back- und Süßwaren an.
Das Gerberviertel befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zur Markthalle. Es ist der Kern der Altstadt und durch altehrwürdige Bauten und hohe Fachwerkhäuser charakterisiert. Im Zentrum befindet sich der Place de l‘Ancienne Douane, wo ein bronzener Lazare von Schwendi siegreich den Weinstock schwingt. Gegenüber liegt das älteste Gebäude der Stadt, das alte Zollhaus, das heute ein beliebtes Veranstaltungslokal ist. Wenige Gehminuten entfernt zieht das Pfisterhaus in der Rue des Marchands die Blicke der Passanten auf sich. Mit seinen Türmen und Erkern, den Galerien und dem kunstvoll bemalten Mauerband gehört es zu den besonders schönen Fachwerkgebäuden und ist ein Symbol des alten Colmars.
Spätestens jetzt ist es an der Zeit, eine Rast einzulegen. Im Café „L’Essence du Thé“ werden über 200 Teesorten aus aller Welt angeboten, während im „L’Atelier du Peintre“ traditionell französische Spezialitäten aufgetischt werden. Wen es danach noch nach einem Nachtisch gelüstet, sollte in der Chocolaterie „Ganache“ vorbeischauen und die hausgemachten Pralinen kosten. Um den restlichen Nachmittag zu füllen, bietet sich ein Museumsbesuch an. Am bekanntesten ist das Unterlinden-Museum, dessen große Kunstsammlung von internationaler Bedeutung ist. Wer lieber noch ein bisschen die Sonne genießen möchte, kann sich alternativ einer geführten Stadttour anschließen – zweimal pro Stunde fährt neben dem Unterlinden- Museum der Touristenzug ab – oder am Bahnhof ein Fahrrad mieten und die Umgebung auf eigene Faust entdecken.
Colmar lässt sich gut an einem Nachmittag erkunden, doch es gibt gute Gründe, den Ausflug um einen weiteren Tag zu verlängern. In der Nacht auf Samstag und Sonntag erleuchten über neunhundert Lichter die Straßen und Gebäude der Stadt. Die Dächer erstrahlen dann in zartem Blau, der Fluss und das Ufer in kräftigem Grün, die Glockentürme in hellem Weiß und die Gebäude in warmem Goldbraun. Die Farben und Lichtstärken wechseln und verändern die Stimmung in der Altstadt im Verlauf der Nacht und machen den abendlichen Spaziergang zu einem echten Erlebnis.
Frankreichs erster Flugpark: ein Erlebnis für die ganze Familie

Mit Kindern ist ein Abstecher in den dreißig Kilometer südlich gelegenen Themenpark Le Parc du Petit Prince empfehlenswert. Auf dem 24 Hektar großen Gelände, dem nach Angaben des Betreibers ersten Flugpark weltweit, dreht sich alles um den „kleinen Prinzen“ und seinen Erschaffer Antoine de Saint-Exupéry. Ob im Fesselballon aufsteigen, ins Cockpit einer Antonow An-2 blicken oder den Nachtflug von Postflieger Fabien nacherleben: Große und kleine Flieger kommen dort auf ihre Kosten. Außerdem locken Achterbahnen und Abenteuerspielplätze. Nicht weit entfernt befindet sich das größte Freilichtmuseum Frankreichs, das Écomusée d’Alsace, welches als elsässisches Dorf zu Beginn des 20. Jahrhunderts konzipiert ist. Beide Unternehmen haben mit lokalen Unterkünften, etwa dem Hôtel Les Loges in Ungersheim, Kombiangebote abgeschlossen, sodass Besucher von vergünstigten Konditionen profitieren.
Le Parc du Petit Prince
Öffnungszeiten: Die Öffnungszeiten sind unregelmäßig, werden aber über einen Terminkalender auf der Webseite des Parks veröffentlicht.
Eintrittspreise: Kinder unter 14 Jahren: 15 €, Erwachsene: 20 €, Familienticket: 64 €
Adresse: Parc du Petit Prince, 68190 Ungersheim, Frankreich
Tel.: +33 3 89 62 43 00
Internet: www.parcdupetitprince.com
Flughafen Colmar

Lage des Flughafens: etwa zwei Kilometer nördlich des Stadtzentrums
Colmar Tower: 119.000 MHz
ATIS: 121.875 MHz
Piste: 01/19, Asphalt: 1610 x 30 m
Gras: 960 x 80 m
Treibstoff: Avgas 100 LL, Jet A-1
ATS-Betriebszeiten: Mo. bis Fr.: 0530 – 1900 UTC, Sa./So./Feiertage: 0630 – 1800 UTC
Winter: 0730 – SS + 30 UTC
Telefon: +33 3 89 41 97 05
Web: www.colmar.aeroport.fr
Hinweis: Bei Flügen aus einem Drittland sind Flugplan und Zollanmeldung erforderlich. Ultraleichtflugzeuge sind in Colmar nicht erwünscht.
aerokurier Ausgabe 02/2018