50 Meter, mehr braucht sie nicht für Start und Landung – und wenn an den Pistenenden keine Hindernisse stehen, reicht sogar noch weniger. Die Partizan, entwickelt vom sibirischen Forschungsinstitut für Luftfahrt (SibNIA), verdient das Prädikat "Kurzstartwunder" wohl wie kaum ein anderes Flugzeug der Gegenwart. Schon ihre Ahnin, die legendäre An-2, war bekannt für ihre ausgeprägten STOL-Eigenschaften, doch an die Leistungen der "Partizan" kommt auch der altbewährte Antonow-Doppeldecker nicht heran. Erst recht nicht, wenn man den nächsten Coup der SibNIA-Forscher ins Feld führt: Demnächst soll die Partizan nämlich auch unbemannt fliegen – beim Erstflug im Februar hatte noch ein leibhaftiger Testpilot im Cockpit Platz genommen.
Verbesserter Entwurf
Die Zukunft des speziellen An-2-Derivats sieht SibNIA dauerhaft zweigleisig: als bemanntes Passagierflugzeug ebenso wie als Lastenesel-Drohne oder unbemanntes Feuerlösch-, Agrar- und Überwachungsflugzeug. Für die angestrebte Laufbahn als fliegender Roboter haben die Forscher nach eigenen Angaben diverse Modifikationen am Partizan-Design vorgenommen, die sich auch beim Bau eines zweiten Demonstrators für unbemannte Flüge niederschlugen. So sollen eine geringfügig höhere Spannweite und verbesserte Klappenelemente die Stabilität im Langsamflug verbessern und den Doppeldecker leichter kontrollierbar machen. Als Basis für die Verbesserungen dienten die in bisherigen Flug- und Bodentests gesammelten Erkenntnisse.
"Auf der Stelle abheben"
Herzstück des Projekts – bemannt wie unbemannt – bleibt jedoch der hybride Antrieb. Ein Turboprop-Triebwerk im Bug, das aktuell noch von Honeywell aus den USA stammt, perspektivisch aber durch ein russisches Pendant ersetzt werden soll, dient als Hauptvortriebsmittel. Acht Elektromotoren, die mit ihren kleinen Propellern die Flügelvorderkante anblasen, verteilen sich ergänzend dazu gleichmäßig über die unteren Tragflächen. Das sorgt für zusätzlichen Auftrieb und ermöglicht Starts und Landungen mit sehr geringer Geschwindigkeit. Auf diese Weise kann die Partizan, an der die Russen schon seit 2019 arbeiten, "praktisch auf der Stelle abheben", wie SibNIA betont. Die maximale Nutzlast soll im Einsatz später 1.000 Kilogramm betragen, die Reichweite 1.000 Kilometer.
Autonome Flugtests ab 2025
Bis das Hybridflugzeug diese Strecke vollends autonom zurücklegen kann, ist laut SibNIA-Direktor und Testpilot Wladimir Barsuk aber noch ein Stück Weg zu gehen. Barsuk rechnet, nach derzeitigem Stand, erst 2025 mit dem Beginn vollautomatischer Testflüge. Derzeit entwickle sein Institut Schemata und Algorithmen, die Fluginformationen an ein automatisiertes Steuerungssystem übertragen sollen. "Bei früheren Tests der Partizan wurden alle Daten über den Betrieb des Flugzeugs an das Cockpit übermittelt", erklärt der SibNIA-Chef weiter. "Nun werden sie in ein automatisiertes Steuerungssystem eingespeist und die elektrischen Antriebe, die das Flugzeug steuern, werden ebenfalls mit dem System verknüpft." Das System müsse sich die Flugalgorithmen merken und überprüfen, sodass Trainingsflüge unter der Kontrolle eines Testpiloten zunächst unumgänglich blieben. "Nächstes Jahr werden wir damit beginnen, die unbemannten Flugmodi der Partizan zu testen", so Barsuk weiter.