Probleme mit der Kurbelwelle
Continental ordnet Inspektion etlicher Motoren an

Der Motorenhersteller Continental Aerospace Technologies ordnet in einem Service Bulletin die Kontrolle zahlreicher Motoren der Serien 360, 470, 520 und 550 an. Grund ist ein Montagefehler an Kurbelwellen aus einem bestimmten Produktionszeitraum.

Continental ordnet Inspektion etlicher Motoren an
Foto: Continental Aerospace Technologies

Zuerst war es der US-amerikanische Flugzeughersteller Cirrus, der vor einigen Tagen mit dem Grounding seiner werkseigenen Einmot-Flotte wegen potenzieller Probleme mit den Motoren von Continental für Aufmerksamkeit gesorgt hatte. Am 13. Februar hat sich Continental selbst eingeschaltet und den Sachverhalt in einem Service Bulletin ausführlich behandelt. Betroffen sind demnach Sechszylinder-Motoren der Serien 360, 470, 520 und 550 sowie Ersatzkurbelwellen, die zwischen dem 1. Juni 2021 und dem 7. Februar 2023 gefertigt wurden. Demzufolge sind auch ältere Motoren inkludiert, die im Zuge einer Überholung eine Kurbelwelle aus dem genannten Zeitraum erhalten haben. Damit sind weit mehr Flugzeuge betroffen als nur die SR-Modelle von Cirrus. Die Motoren finden sich in vielen Ein- und Zweimots, beispielsweise in einigen Versionen der Piper PA-46 und M-Klasse, in der zweimotorigen Cessna 414/404 sowie in einigen Mooneys.

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Hintergrund ist ein Montagefehler bei den Sprengringen für die Ausgleichsgewichte an der Kurbelwelle, was aus Sicht des Motorenherstellers die Flugsicherheit gefährden kann. Nach eigenen Angaben hat Continental dies den Behörden gemeldet und am 13. Februar 2023 das Mandatory Service Bulletin (MSB23-01) veröffentlicht. Trotz des Zusatzes "Mandatory" sind derartige Herstelleranweisungen in der Regel allerdings keineswegs verpflichtend – ganz im Gegensatz zu behördlich erlassenen Airworthiness Directives (AD) / Lufttüchtigkeitsanweisungen (LTA). Eine solche ist jedoch im aktuellen Fall (noch) nicht veröffentlicht.

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Continental empfiehlt eine Inspektion, um sicherzustellen, dass die genannten Sicherungsringe in neuen und überholten Motoren ordnungsgemäß eingebaut wurden. Continental betont, dass dies auch für installierte Ersatz-Kurbelwellen aus dem genannten Zeitraum gilt.

Motoren mit mehr als 200 Stunden dürfen weiterfliegen

Flugzeuge, die von den genannten Motoren mit weniger als 200 Betriebsstunden angetrieben werden, sollten höchstens noch fünf zusätzliche Stunden mit der notwendigen Besatzung zu einem Wartungsbetrieb fliegen. Triebwerke mit mehr als 200 Stunden können hingegen den normalen Flugbetrieb fortsetzen. Die Inspektion erfordert das Entfernen eines oder mehrerer Zylinder.

In den FAQ geht der Hersteller auch auf die Ursache ein: "Continental hat eine Ursachenanalyse durchgeführt und festgestellt, dass es sich nicht um einen Bearbeitungsfehler oder einen Konstruktionsfehler handelt. Continental hat festgestellt, dass es sich um einen isolierten Verarbeitungsfehler bei der Montage handelte, und nimmt diesen Qualitätsausfall ernst. Als Teil unseres Überprüfungsprozesses und unserer Initiativen zur kontinuierlichen Verbesserung bewertet das Continental-Team alle Aspekte unseres Montageprozesses, von Schulungsverfahren bis hin zu Werkzeugen und Qualitätssystemen."

Welche Motoren und Kurbelwellen im Detail betroffen sind, welche Arbeitsschritte erforderlich sind und wie mit Gewährleistungsansprüchen verfahren wird, ist im SMB23-01 enthalten, das hier bereitsteht.

Update: Am 23. Februar hat die FAA die Airworthiness Directive 2023-04-08 veröffentlicht, die von der EASA übernommen wurde und hier eingesehen werden kann.

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Erscheinungsdatum 20.03.2023