Kommt bald synthetischer Kraftstoff aus Biomasse?​

Nachhaltigkeit
Kommt bald synthetischer Kraftstoff aus Biomasse?​

Zuletzt aktualisiert am 02.05.2024
Synthetische Kraftstoffe
Foto: Amadeus Bramsiepe

Das US-amerikanische Luftfahrtunternehmen Honeywell will mit einem neuen Verfahren nachhaltigen synthetischen Kraftstoff (SAF) für Flugzeuge herstellen. Das meldete das Unternehmen Ende April in einer Pressemitteilung. Mit der sogenannten Hydrocracking-Technologie soll SAF aus Biomasse gewonnen werden. Der daraus gewonnene Kraftstoff verursache 90 Prozent weniger Kohlenstoffemissionen als herkömmliche Flugkraftstoffe auf fossiler Basis, so das Unternehmen. Durch die neue Technologie könne man außerdem drei bis fünf Prozent mehr SAF herstellen als bei anderen Verfahren. Dies ermögliche eine Kostensenkung von bis zu 20 Prozent und reduziere die Abfallströme im Vergleich zu anderen gängigen Hydroprocessing-Technologien, heißt es in der Pressemitteilung.

SAF: teuer und nicht verfügbar

Doch die Zweifel an der Wirtschaftlichkeit solcher Herstellungsprozesse sind groß: Synthetische Kraftstoffe sind derzeit in nur sehr geringen Mengen verfügbar. Der Herstellungsprozess gilt als extrem energieaufwendig und teuer, wie aus einer vor kurzem vorgelegten Studie des Bundeswirtschaftsministeriums hervorgeht. Zudem ist Biomasse ebenfalls nur begrenzt verfügbar.

Honeywell will Flüssigkeiten und Wachse aus verarbeiteter Biomasse, einschließlich Ernteresten, Holzabfällen oder Lebensmittelresten, zur Herstellung von SAF nutzen. Der Kraftstoff soll den strengen Standards der Luftfahrtindustrie genügen und die Umwelt weniger belasten.

Steigende Nachfrage nach synthetischem Kraftstoff

"Während die Nachfrage nach SAF weiter steigt, steht die Luftfahrtindustrie vor der Herausforderung, dass traditionelle SAF-Rohstoffe wie Pflanzenöle, tierische Fette und Altöle nur begrenzt zur Verfügung stehen", sagte Ken West, Präsident und CEO von Honeywell Energy and Sustainability Solutions. "In Kombination mit dem bestehenden Fischer-Tropsch-Verfahren wird unsere neue Technologie die Rohstoffoptionen der Industrie auf reichhaltigere Quellen ausdehnen und letztlich dazu beitragen, die Möglichkeiten unserer Kunden zur Herstellung von SAF zu verbessern."

Inbetriebnahme der ersten Honeywell-Anlage 2028

Eine Biokraftstoff-Produktionsanlage in Louisiana – laut Honeywell die weltweit größte Anlage zur Herstellung von SAF nach dem FT-Verfahren – soll ab der Inbetriebnahme im Jahr 2028 täglich 13.000 Barrel SAF produzieren. Angesichts des enormen Kraftstoffverbrauchs in der Luftfahrtindustrie scheinen diese Mengen jedoch nach wie vor verschwindend gering.

Nichtsdestotrotz will Honeywell "mit der fortschrittlichen Technologie genügend Treibstoff für mehr als 30.000 Transatlantikflüge pro Jahr liefern und damit einen wichtigen Beitrag zur Verringerung der Kohlenstoffemissionen im weltweiten Flugverkehr leisten", sagte Michael Darcy, CEO von DG Fuels. Dies sei ein großer Schritt nach vorn bei der Unterstützung des Ziels der Luftfahrtindustrie, bis 2050 im internationalen Luftverkehr keine Kohlenstoffemissionen mehr zu verursachen.