OUV-Sommertreffen: Der Pioniergeist lebt fort

Motorflug
OUV-Sommertreffen: Der Pioniergeist lebt fort

Zuletzt aktualisiert am 23.08.2017

Selten ist in Bad Dürkheim so viel los wie an diesem Wochenende Mitte Juni. Auf dem kleinen Verkehrslandeplatz, der zwischen Kaiserslautern und Mannheim am Rand des Pfälzer Waldes liegt, starten und landen die Flugzeuge im Minutentakt. Die beiden Flugleiter Otto Schwenk und Werner Schmitt haben alle Hände voll zu tun, und sie meistern die Situation souverän. Derweil flitzt ein gelber Trabi unermüdlich auf und ab und dirigiert die Neuankömmlinge in ihre Parkposition. Am Pistenrand stehen Piloten mit  Namensschildern und neonfarbenen Warnwesten, fachsimpeln und  begutachten die Eigenbauten mit geübtem Auge – das Sommertreffen der Oskar Ursinus Vereinigung ist in vollem Gange.

Vor dem Turm am westlichen Ende des Platzes hat sich eine Schar neugieriger Schaulustiger versammelt. Im Zentrum des Interesses stehen die drei CriCri von Ingo Luz, Johann Knittel und Eugen Wallesch – kleine Kuriositäten, die mit ihrer Spannweite von nicht einmal fünf Metern und zwei charakteristischen 11-kW-Zweitaktmotoren sofort die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Während sich die meisten mit einem Blick durch die Haube auf das Instrumentenbrett begnügen, gehen andere einen Schritt weiter und fragen hoffnungsvoll nach einer Sitzprobe.

Nicht weit entfernt begutachtet der Preisausschuss unter der Leitung von Christian Teuber die große Schwester der CriCri. Die MC-30 Luciole ist der zweite Entwurf des französischen Ingenieurs Michel Colomban und weist ebenfalls auffällige Merkmale auf: Die beiden Zylinder des Vanguard 3800 ragen frech aus der Cowling hervor, und die Haube wurde in CriCri-Manier weit nach oben gezogen, um dem Piloten eine aufrechte Sitzposition und eine gute Sicht über die Cowling hinweg zu ermöglichen. Kritisch prüft die Expertenkommission das Flugzeug, diskutiert angeregt und bewertet es schließlich nach den Kriterien „beste Sicherheitsvorkehrung“, „fortschrittlichste Entwicklung“, „beste Bauausführung“ und „umweltfreundlichste Konstruktion“.

Treffpunkt für Piloten aus ganz Europa

Hinter einer knallgelben Rans S-9 tritt Andreas Konzelmann hervor. Das Namensschild weist ihn als Präsidenten der Selbstbauer-Vereinigung aus, bietet jedoch kaum Platz für all seine Lieblinge. Konzelmann ist mit gutem Beispiel vorangegangen und hat gleich alle drei – S-9, Kitfox und Culver Cadet – mitgebracht. „110 Flugzeuge sind hier“, erklärt er mit leuchtenden Augen, „und zwar nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus der Schweiz, aus Österreich, Italien, Belgien, den Niederlanden, Schweden und sogar aus Großbritannien.“ In der Tat sind außergewöhnlich viele Maschinen mit HB-Kennzeichen vor Ort. Die Schweizer haben das gute Wetter genutzt und tragen mit ausgefallenen Mustern wie der Rutan 

VariEze zur Vielfalt bei. Auch Peter Rong dürfte sich über das Wetter gefreut haben, musste er doch im vergangenen Jahr aufgrund der schlechten Wetterbedingungen umkehren und seine Toruk den Besuchern vorenthalten. Dieses Mal hat es geklappt. Doch nicht alle sind per Flugzeug gekommen: Viele Eigenbauer, deren Projekte noch unfertig sind, reisten mit dem Auto an, um sich Inspirationen und Rat zu holen.

Auszeichnungen für Luciole, BanBi und RV-7

Mit Ingo Luz und Dietmar Goldschmidt ist auch das Referat T3 des LBA, das Musterzulassungen vergibt, mit kompetentem Fachpersonal vertreten. Luz betreut Segelflugzeug- und Motorseglerprojekte, hat aber auch Erfahrung im Eigenbau und ist als OUV-Gutachter tätig, Goldschmidt befasst sich mit Einzelstücken. Viele Eigenbauer nutzen die Gunst der Stunde, nehmen die Experten diskret zur Seite und löchern sie mit Fragen.

Als sich der Tag dem Ende neigt, beginnt es aus der Halle des Luftsportvereins Bad Dürkheim verlockend zu duften – Pfälzer Spezialitäten werden zubereitet. Doch vor der Eröffnung des traditionellen Samstagabend-Buffets vergibt Christian Teuber die OUV-Preise. Klaus-Peter Morhard strahlt über das ganze Gesicht, als er erfährt, dass seine RV-7A den Preis für die beste Integration eines Vierzylinder-Serienreihenmotors in ein Bausatzflugzeug erhält. Die MC-100 Ban-Bi von Bernhard Resch zeichnet Teuber für die hervorragende Bauausführung und die Einbringung von Elementen zur Verbesserung der Sicherheit aus. Auch Heinz Thoma hat allen Grund zur Freude, denn seine MC-30 Luciole hat den Ausschuss durch besonders akkurate Bauausführung überzeugt. Carl Parkinson, der mit seiner Europa aus Großbritannien angereist ist, nimmt den Pokal für die weiteste Anreise mit Stolz entgegen. Ganz groß heraus kommt auch die kleine D-FELIX: Für die Förderung der Nachwuchsflieger durch den Bau eines Flugzeugs mit Muskelkraftantrieb und besonderer Vorrichtung zur platzsparenden Unterbringung wird Felix Schierls kleine Bücker mit einem Sonderpreis bedacht. 

Bei so viel Engagement in der Nachwuchsförderung muss sich die OUV vorerst wohl keine Sorgen um ihre Zukunft machen.

aerokurier Ausgabe 08/2017