Junkers und der Aeroporeto Nicelli Lido di Venezia – diese Verbindung ist Luftfahrtgeschichte. Im Jahre 1926 startete vom Lido aus die erste internationale Flugverbindung Italiens, und zwar mit Flugzeugen von Junkers. Als Verkehrsflughafen für die Stadt Venedig gebaut, wurde vom Lido aus mit Junkers F13 die Österreichische Hauptstadt Wien angeflogen.

Bilder im Flughafengebäude des Aeroporto Nicelli zeugen von der Junkers-Historie vor Ort.
Eine historische Verbindung
Dass Junkers jetzt hier eine Heimstatt hat, ist nicht zuletzt auf diese historische Verbindung zurückzuführen. "Die Verantwortlichen des Aeroporto Nicelli haben uns angesprochen, ob wir uns vorstellen könnten, mit ihnen gemeinsam das anstehende Jubiläum der ersten Flugverbindung vor fast 100 Jahren zu begehen", sagte Dominique Boesch, Sales- und Marketing-Chef bei Junkers Aircraft. "Und für uns könnte es keine bessere Zusammenarbeit geben, als hier vor Ort dauerhaft präsent zu sein. Wenn ein Junkers-Büro in Italien, dann hier auf dem Lido."
So kam die Zusammenarbeit ein Jahr früher zustande, als die Flugplatzbetreiber sich erhofft hatten. "Die Eröffnung des Büros ist natürlich eine Aufwertung für den Flugplatz, zumal angesichts der Geschichte, die Junkers und den Aeroporto Nicelli verbindet", so Mauro Troncia, Geschäftsführer auf dem Lido. "Wir freuen uns, dass wir einen weiteren Player gewonnen haben, der unseren Flugplatz mit Leben füllt."

Flughafenchef Mauro Troncia freut sich über das Engagement von Junkers Aircraft auf dem Lido.
Zunächst konnten die Gäste, die Junkers Aircraft zur Eröffnung eingeladen hatte, das Büro besichtigen und sowohl die A50 Junior als auch die F13 im Formationsflug erleben. Als Überraschungsgast flog Claus Cordes mit seiner A50 ein, mit der er aktuell eine Tour quer durch Europa absolviert. Nach Finnland, Schweden, Norwegen, England, Frankreich und Spanien ist er nun in Italien angekommen und berichtete den Gästen von der Faszination dieser Reise, die auch ihn als ehemaligen A380-Kapitän mit tausenden Stunden Erfahrung vor manche Herausforderung stellte.

Claus Cordes und seine Junkers A50.
Angekommen auf dem Lido, stellte sich Cordes den Fragen von Dominique Boesch, vor allem der nach dem Sinn und dem Flugzeug an sich. "Ich habe Europa unzählige Male aus 10.000 Metern Höhe gesehen. Jetzt will ich es aus unter 1000 Metern erleben", erklärte der Pilot, der im Fliegeroverall einen Kontrapunkt zur überwiegend in edlem Zwirn gekleideten Gästeschar bildete. Und mit Kontrapunkt begründete Cordes auch die Wahl seines Flugzeugs. "Komplexe Muster bin ich lange genug geflogen. Die A50 Junior hat Stick, Rudder und Throttle. Und das reicht völlig, um fantastische Dinge zu erleben."

Dominique Boesch, Claus Cordes und Charlotte Junkers im Gespräch.

Zur Eröffnung des Lido-Büros waren neben Luftfahrtinteressierten vor allem regionale Presse und Prominenz geladen.
Spektakulärer Höhepunkt der aufwendigen Show, die Junkers in Venedig bot, war die Präsentation einer A50 auf einem Ponton vor der Piazza San Marco, dem zentralen Platz Venedigs, Dreh und Angelpunkt des Stadtlebens. Dazu war das Flugzeug am Flugplatz demontiert, auf einen Lkw verladen und dann an Bord des Arbeitsschiffs gebracht und zum Ausstellungsort transportiert worden. Ein "Flugzeugträger" in der Lagune – auch für die Stadt Venedig ein wohl einmaliges Ereignis.

Die A50 auf dem Ponton vor der Piazza San Marco.
Expansion in den Süden
Um die Idee moderner Flugzeuge im klassischen Wellblechkleid noch mehr Piloten nahezubringen, spielte man bei Junkers Aircraft schon länger mit dem Gedanken, auch außerhalb Deutschlands Präsenz zu zeigen. "Daür suchten wir nach einem Land, in dem Eleganz, Leidenschaft und Design zum Lebensgefühl gehören", sagte Dieter Morszeck, treibende Kraft hinter Junkers Aircraft, auf dem abendlichen Galadinner. Schnell sei klar gewesen, dass es italien sein müsse. "Es gibt kein anderes Land, in dem Schönheit so selbstverständlich gelebt wird – in dem Design allgegenwärtig ist und Stil in der Luft liegt. Und auch die Wahl des Lido war kein Zufall. Genau hier, am Flughafen Nicelli, starteten einst die ersten Passagierflüge der Transadriatica – mit Junkers F-13. Hier lebt Geschichte. Und heute sind wir stolz, gemeinsam mit dem Team des Flughafens Nicelli zurückzukehren und ein neues Kapitel zu beginnen."

Dieter Mosrszeck, die treibende Kraft hinter Junkers Aircraft, betonte in Seiner Ansprache die Verbindung von Junkers und dem Lido.
Dominik Kälin, gemeinsam mit Morszeck Geschäftsführer von Junkers Aircraft, wies in seiner Rede noch einmal explizit auf die Leidenschaft hin, mit der jedes der Flugzeuge in aufwendiger Handarbeit entsteht. "In jeder Junkers A50 Junior stecken über 2500 Arbeitsstunden, mehr als 1000 Aluminiumteile und mehr als 10.000 Nieten. Was Sie heute gesehen haben, ist kein gewöhnliches technisches Produkt – es ist ein Flugzeug mit Charakter und Seele.
Ein Pilot übernimmt das Steuer
Die Verantwortung für das Italien-Geschäft übernimmt Adrian Mosca. Als aktiver Pilot kennt der Südtiroler die Szene, ist bestens Vernetzt und bringt mit seiner Erfahrung als Selbstständiger im Modebusiness verkäuferisches Talent und wirtschaftliches Denken mit. "Ich habe mich initiativ bei Junkers beworben, weil diese Stelle genau die berufliche Veränderung bringen konnte, die ich mir gewünscht habe", sagte der 33-Jährige im Gespräch mit dem aerokurier. "Ich liebe das Fliegen, finde die Junkers-Flugzeuge und die Verbindung von Luftfahrthistorie und moderner Technik faszinierend und freue mich, diese Vision hier auf dem Lido mit Interessierten zu teilen."

Adrian Mosca ist das Gesicht für Junkers in Italien.
Kleinod der Architektur
Moscas Domizil indes ist allein schon einen Besuch wert, auch wenn man (noch) nicht beabsichtigt, eine A50 zu erwerben. Junkers hat das ehemals zur Tankstelle gehörende Gebäude bezogen und im nüchtern-modernen Stil renoviert, der nicht nur zur Marke passt, sondern auch die Zeit aufgreift, in der die Flugplatzgebäude entstanden und Junkers-Flugzeuge um die Welt flogen. Die Bauten am Aeroporto Nicelli erinnern mit ihren klaren Formen unweigerlich an die Bauhaus-Architektur, was hervorragend zum Junkers-Image passt.

Das Junkers-Gebäude gehörte einst zur Flugplatztankstelle. Die Zapfsäulen stehen immernoch direkt davor.
Die hellen offenen Räume des Junkers-Büros sind edel möbliert, an den Wänden findet sich reichlich Wellblech, und spätestens bei der Küche in dieser Optik dürfte mancher Aviateur dahinschmelzen und im Kopf diverse Anträge an die Eigene Gattin zwecks Umbau der heimischen Kochstelle vorformulieren.
Aus der runden und großzügig verglasten Fassade des Hauptraumes hat man einen perfekten Blick aufs Vorfeld und kann dem Flugbetrieb zuschauen. Oder durch dir Tür zum Probeflug schreiten, denn eine A50 Junior soll dauerhaft vort Ort stationiert sein, um Interessenten das Erlebnis im offenen Cockpit unmittelbar nahe zu bringen.