Selbstbewusst verspricht Otto Aerospace ein "völlig neu entwickeltes, hocheffizientes Flugzeug, das dank bahnbrechender Laminarströmungs-Aerodynamik und präzisen Vollcarbon-Verbundwerkstoffen den Treibstoffverbrauch um über 60 Prozent senkt". Die Rede ist in einer Pressemitteilung des US-amerikanischen Start-Ups, das bis vor kurzem noch als Otto Avation firmierte, von dem in Entwicklung befindlichen Business Jet Phantom 3500, der 2027 zum ersten Mal fliegen und ab 2030 ausgeliefert werden soll. Diese Aussichten hat das Management von Flexjet überzeugt: Der Operator, dessen Kunden nach dem Prinzip von Fractional Ownership Eigentumsanteile an den Flugzeugen erwerben, hat bei Otto Aerospace 300 Exemplare der Phantom 3500 fest bestellt, mit der Option auf weitere Flugzeuge. Die Vereinbarung soll es Flexjet zudem ermöglichen, künftig ein von Otto autorisiertes Servicezentrum zu werden.
Im Rahmen der UP.Summit hat Otto Aerospace weitere Details zur Phantom 3500 bekannt gegeben. Der Business Jet soll rund 19,5 Millionen US-Dollar kosten, seinen Erstflug im Jahr 2027 absolvieren und 2030 die FAA-Zertifizierung erhalten. Die UP-Summit ist ein nur auf Einladung zugängliches Treffen von innovativen Köpfen aus aller Welt – es geht dort um die Zukunft der Mobilität. Zu diesem Anlass hat Otto Aerospace ein Modell des Jets in Originalgröße vorgestellt.
Nachhaltigkeit im Fokus
Bei dem von Grund auf neu entwickelten Super Midsize Jets möchte der Hersteller mit althergebrachten Konventionen im Flugzeugbau brechen. Alleinstellungsmerkmal sind die fehlenden Fenster, denn eine Zelle ohne Ausschnitte wiegt weniger und ist fester. Otto Aviation spricht in seiner Pressemitteilung dennoch etwas nebulös von Fenstern ("Windows") und der "SuperNatural Vision-Technologie": Die Rede ist von den "weltweit ersten ultrabreiten Passagierfenstern mit einer beispiellosen Breite von 72 Zoll". Es dürfte sich dabei also wie bereits auf der Paris Air Show angekündigt um Bildschirme handeln, die den Passagieren eine virtuelle Realität zeigen. Weiter heißt es: "SNV bietet einen blendfreien, farbverstärkten Panoramablick auf die Krümmung der Erde in atemberaubender Klarheit aus einer Reiseflughöhe von 51.000 Fuß."

Bildschirme statt Fenster: Blick in die Kabine der geplanten Phantom 3500.
Nachhaltigkeit und moderate Betriebskosten stehen bei der Entwicklung weit oben auf der Agenda. Die Ingenieure haben sich das Ziel gesetzt, den Treibstoffverbrauch der Phantom 3500 gegenüber der Konkurrenz um über 60 Prozent senken. Wird die Phantom 3500 mit nachhaltigem Flugkraftstoff (SAF) betrieben wird, sollen die Emissionen gar um über 90 Prozent sinken. Damit dies gelingt, setzt der Hersteller auf eine saubere Aerodynamik mit laminarer Strömung und auf Kohlefaser als Werkstoff. Die Reichweite soll 3500 Nautische Meilen betragen, die maximale Flughöhe ist in 51.000 Fuß erreicht. Für die Fertigung der Phantom 3500 ist der Bau eines vom US-Bundesstaat Florida mit 515 Millionen US-Dollar geförderten Werks am Cecil Airport in Jacksonville geplant.
"Seit 30 Jahren ist Flexjet führend durch Innovation statt Nachahmung, indem es die Standards von morgen einführt und nicht auf die Erwartungen von gestern reagiert. Die Phantom 3500 ist ein perfektes Beispiel für diesen Ansatz und markiert einen mutigen Schritt in eine Zukunft, in der die Effizienz und Nachhaltigkeit eines Flugzeugs neben Geschwindigkeit, Komfort und Reichweite als entscheidende Standards gelten", sagte Kenn Ricci, Vorsitzender von Flexjet.
"Die Entscheidung von Flexjet, seine Flotte um die Phantom 3500 herum aufzubauen, spricht Bände darüber, wohin sich die Luftfahrt entwickelt. Als eine der größten Bestellungen von Geschäftsreiseflugzeugen in der Geschichte der privaten Luftfahrt markiert dies einen Wendepunkt in der Entwicklung der Branche hin zu nachhaltigem und effizientem Flugverkehr", sagte Paul Touw, CEO von Otto Aerospace.
Ein Garant dafür, dass das Projekt Phantom 3500 ein Erfolg wird, ist die XXL-Bestellung von Flexjet nicht. Das Fractional-Ownership-Unternehmen hatte im Jahr 2022 150 Stück des elektrisch angetriebenen Lilium Jets geordert – mit der Insolvenz im Herbst 2024 ist dieses Kapitel deutscher Luftfahrtgeschichte beendet.