Aerodynamik-Legende: Richard Eppler verstorben

Aerodynamik-Legende
Richard Eppler verstorben

Veröffentlicht am 07.12.2021
Richard Eppler verstorben
Foto: LTB Lindner

Richard Eppler wird 1924 in Ulm geboren. Nach seinem Abitur 1942 studiert er von 1943 bis 1945 zunächst Flugzeugbau in Stuttgart, anschließend zudem Mathematik in Stuttgart und Tübingen. Nach seinem Abschluss als Diplom-Mathematiker ist er Assistent an der Universität und wird 1951 zum Dr. rer. nat promoviert. Ab 1955 bekleidet Eppler verschiedene Leitungspositionen bei Bölkow Flugzeugbau und stellt in dieser Zeit gemeinsam mit Franz Xaver Wortmann erste Untersuchungen zu Laminarprofilen an. Parallel dazu entwickelt und baut er mit Rudolf Lindner, den er vom Modellflug kennt, und Hermann Nägele von der Akaflieg Stuttgart die fs24 Phoenix, das erste voll in Glasfaserverbundbauweise hergestellte Segelflugzeug sowie dessen Nachfolger Phoebus, der später bei Bölkow gut 250 Mal gebaut wird.

1959 habilitiert sich Eppler an der Universität Stuttgart in Aerodynamik und ein Jahr später an der Universität München in Theoretischer Strömungsmechanik. Zurück in Stuttgart wirkte er von 1968 bis 1989 als Professor des damaligen Institutes A für Angewandte und Experimentelle Mechanik und legte dort Grundlagen für Forschungsaktivitäten und Lehrveranstaltungen, die heute am Institut für Aerodynamik und Gasdynamik fortgesetzt werden.

Epplers Passion: Tragflügelprofile

Im Laufe seiner Lehr- und Forschungstätigkeit befasst sich Eppler intensiv mit leistungsstarken Tragflügelprofilen. Obwohl die Entwicklung programmierbarer Rechner seinerzeit noch in den Kinderschuhen steckt, entwickelt er eine numerische Methode zur inversen Auslegung von Profilen, bei der die Druckverteilung vorgegeben werden kann und die zugehörige Profilkontur berechnet wird, heißt es im Nachruf der Uni Stuttgart. In Kombination mit dem von ihm entwickelten Verfahren zur Berechnung der Grenzschichtentwicklung und des Widerstandes wird dadurch der gezielte Entwurf leistungsfähiger Profile mit gewünschten aerodynamischen Eigenschaften möglich. Dieses Verfahren setzt Eppler zur Entwicklung von Profilen für verschiedenste Anwendungen im Luftfahrtbereich ein. Zahlreiche Segel- und Motorflugzeuge der Allgemeinen Luftfahrt haben "Eppler-Profile", besonders bekannt sind hier die Standard-Austria und die von Klaus Holighaus daraus abgeleitete und von Schempp-Hirth gebaute SHK sowie der Grob Twin III. Noch heute wird Epplers Programm im Rahmen des Profilentwurfs-Seminars an der Uni eingesetzt, und sein geistiger Vater lässt es sich bis 2019 nicht nehmen, regelmäßig als aktiver Zuhörer dabei zu sein und den Studenten wertvolle Hinweise und fundierte Rückmeldung zu ihren Entwürfen zu geben.

Der Flieger Eppler

Doch nicht nur theoretisch befasst sich Richard Eppler mit der Aerodynamik. Bereits 1946 ist er Gründungsmitglied des Modellflugclubs Einkornspatzen in Schwäbisch-Hall und engagiert sich ab 1951 in der Modellflugkommission des DAeC. Viele seiner Profile für Modell-Segelflugzeuge stammen aus dieser Zeit. Später erlernt er selbst das Segelfliegen, fliegt unter anderem einen eigenen Phoebus und einen Twin III, zuletzt auf dem Segelfluggelände Dettingen unterhalb der Burg Teck. Epplers Phoebus steht heute in der Sammlung des Segelflug-Museums auf der Wasserkuppe, sein Twin fliegt weiterhin in Dettingen.

Für seine fliegerischen und wissenschaftlichen Leistungen erhält Richard Eppler im Laufe der Zeit mehrere Auszeichnungen, unter anderem den Lilienthal-Preis 1942 und den Ostiv Award 1963. 1985 verleiht ihm der Bundespräsident das Bundesverdienstkreuz am Bande, und 2006 kommt mit dem Ludwig-Prantl-Ring die höchste Auszeichnung der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt dazu.