Spitzensportförderung: Sportsoldaten im Aufwind

Spitzensportförderung
Sportsoldaten im Aufwind

Veröffentlicht am 11.07.2025
Sportsoldaten im Aufwind
Foto: Karol Müller

Das Thema Sportsoldaten Segelflug sorgte 2023 für reichlich Wirbel: Der Co-Bundestrainer für die Sposos war im Clinch mit der Buko Segelflug des DAeC und dem Bundestrainer zurückgetreten, die Bundeswehr erwog zeitweise, für Segelflieger gar keine Posten in der Sportfördergruppe mehr bereitzustellen. Das war aber nur zum Teil Folge des Trubels um unklare Zuständigkeiten, mangelhafte Betreuung und nur unvollständige Umsetzung der Vereinbarung zwischen Truppe und Spitzensportverband. Auch eine Umorientierung innerhalb der Bundeswehr, welche Sportarten förderwürdig sind, hatte das Programm infrage gestellt. Denn ein Anrecht hat der Segelflug auf die vier Dienstposten nicht – im Gegensatz zu Sportarten, die Teil der Olympischen Spiele oder der World Games sind. Für das Jahr 2024 wurden keine Sportsoldaten eingestellt. Ein Jahr Pause wollten die Armee und die Buko Segelflug nutzen, um sich gemeinsam auf einen neuen Kurs in der Zusammenarbeit zu verständigen. Das hat offenbar geklappt.

Felix Kries als neuer Co-Bundestrainer

Mit Felix Kries wächst nun ein junger, hoch motivierter Segelflugsportler in das Amt des Co-Bundestrainers für die Sportsoldaten hinein. Und Kries weiß, was auf dem Spiel steht. 2021 war er selbst Sportsoldat, flog erfolgreich bei nationalen Wettbewerben mit und hat inzwischen fast 100 000 Kilometer auf WeGlide geloggt. Und er ist selbst aktiver Soldat, aktuell Leutnant und im Psychologiestudium an der Universität der Bundeswehr München. Auf Vorschlag von Ex-Bundestrainer Wolli Beyer, der zum 1. Juni sein Amt an Carsten Kopsieker weitergab, hat der Buko-Vorstand Kries zum Co-Trainer ernannt.

Felix Kries

An seiner Seite bekannte Namen: Marcus Dawert, Arnaud Hefter, Marius Stelzer, Clemens Berger und auch Wolli Beyer – erfahrene Segelflieger und mit Ausnahme Bergers und Bayers allesamt ebenfalls Soldaten. Als Stammteam sollen sie die Betreuung der vier Sposos organisieren. "Die Bundeswehr hat eine umfassende und vor allem durchgängige Betreuung der Sportsoldaten vorgegeben", berichtet Felix Kries, als ihn der aerokurier am Flugplatz Musbach im Schwarzwald zum Gespräch trifft. Hier fliegen die Sportsoldaten gemeinsam mit dem C-Kader Rheinland-Pfalz zum Training. "Wir fünf können das aber nicht gewährleisten, daher haben wir ein Team von insgesamt mehr als 30 Leuten zusammengestellt, die sich gemeinsam um die Sposos kümmern." Dazu gehören beispielsweise der Grand-Prix-Qualisieger Matthias Schunk, Juniorenweltmeister Max Maslak und der Sieger der Junioren-DM 2023, Gerrit Neugebauer. Am Personal sollte das Programm also nicht noch einmal zu scheitern drohen.

Am Jahresplan der Sportsoldaten hat sich kaum etwa geändert: "Eingestellt wird zum 1. Januar. In einer verkürzten, vierwöchigen Grundausbildung für Spitzensportler in Hannover und Altenstadt wird das soldatische Grundhandwerk kompakt vermittelt", erklärt Kries. Im Februar folge eine spezielle Ausbildung und Vorbereitung auf den Spitzensport, wobei die Segelflieger unter anderem in der Druckkammer Erfahrung sammeln und eine Leistungsdiagnostik durchlaufen. "Ab März heißt es dann vor allem: fliegen!"

Luisa Hasselmann

Trainingswochen und Wettbewerbe

Zunächst reisten die aktuellen Sportsoldaten in die Provence nach Puimoisson und gewannen Erfahrung in der Gebirgsfliegerei. Die Bedingungen sind dort optimal, da sowohl Anfänger im Gebirgsflug als auch jene, die in dieser Disziplin bereits fit sind, passende Herausforderungen finden. Im April standen Wettbewerbe in Nitra und Prievidza, Slowakei, auf dem Plan, und im Mai dieses Jahres ging es für zwei der vier Sposos zur Militär-Segelflugmeisterschaft nach Romoratin in Zentralfrankreich. Die anderen beiden flogen die Bad Breisiger Segelflugwoche auf der Mönchsheide mit.

Jetzt also das gemeinsame Trainingslager mit dem D-Kader Rheinland Pfalz. "Fliegen lernt man eben vor allem praktisch", bemerkt Felix Kries und erklärt, dass man einerseits versuche, die vier Sportsoldaten möglichst oft gemeinsam bei einer Trainingsmaßnahme zusammenzubringen, andererseits jeder auch die Chance haben soll, individuell Wettbewerbe zu bestreiten. Das wichtigste Event für die vier indes dürfte die Junioren-DM im August in Musbach sein. Umso wichtiger ist es, hier vor Ort zu trainieren.

Nils Fecker

Später im Jahr geht es noch auf die DM der Doppelsitzerklasse, im September folgt ein weiterer Aufenthalt in Puimoisson, bevor im Oktober der Fluglehrer-Lehrgang in Kyritz ansteht. Ein Wellenfluglehrer sowie ein Aufenthalt in Potchefstroom oder Worchester in Südafrika beschließen das Jahr der Sportsoldaten – das in seiner Gesamtheit nicht direkt zu Spitzenergebnissen führen muss, aber den Grundstein für eine erfolgreiche Laufbahn als Wettbewerbsflieger legen soll. Die vielen Titel, die ehemalige Sposos im Laufe der Jahre für Deutschland geholt haben, zeigen, dass das Konzept bisher aufging.

Alles in allem scheint auch die Bundeswehr mit dem Neustart des Projekts zufrieden. Mitte Mai trafen sich in Oerlinghausen Felix Kries, Carsten Kopsieker und der Buko-Vorsitzende René Brodmühler mit Andreas Hahn, Dezernatsleiter Spitzensport der Bundeswehr im Streitkräfteamt. "Hier haben wir unsere Trainingskonzeption und den Jahresplan vorgestellt, und Herr Hahn war sehr zufrieden mit dem Programm, das wir auf die Beine gestellt haben. Aus diesem Grund können wir auch für die nächsten Jahre mit den vier Planstellen für Segelflug-Sportsoldaten rechnen", so Kries.

Überschaubare Bewerberzahl

Die Planstellen sind das eine, allerdings braucht es auch geeignete Bewerber dafür. Für 2025 waren es neun – eine Zahl, die angesichts der Chance, sich ein Jahr lang nur aufs Fliegen fokussieren zu können, eher gering anmutet. Woran liegt das? "Ich weiß es auch nicht", konstatiert Felix Kries. "Vielleicht bewerben sich manche nicht, weil sie denken, sie hätten sowieso keine Chance, genommen zu werden, oder die Abneigung gegen das Militär spielt eine Rolle. Wer weiß?" Klar, als Sportsoldat trägt man Uniform und absolviert eine militärische Grundausbildung. Darüber hinaus haben die Segelflug-Sposos, die als freiwillig Wehrdienstleistende für elf Monate verpflichtet werden, nur wenig Berührung mit der Truppe und können sich auf Trainings und Wettbewerbe fokussieren.

"Eine Mitgliedschaft im C-Kader ist die beste Voraussetzung, Alternativ auch im D-Kader. Entscheidend bei der Bewerbung ist aber die Motivation des Sportlers, warum er in das Programm will. Um das herauszufinden, gibt es Anfang September ein Bewerber-Meeting, bei dem wir die Sportler interviewen und am Ende die Entscheidung treffen, wer Sportsoldat für 2026 wird. Ich kann nur alle motivieren, sich zu bewerben, denn das, was das Programm bietet, gibt es sonst in unserer Sportart nirgendwo."

Kries weiß es aus Erfahrung. Er hat es selbst erlebt. Und es bleibt zu hoffen, dass das Programm noch möglichst vielen Segelfliegern den Einstieg in den Spitzensport ermöglicht. Ein Sportsoldaten-Jahr ist keine Voraussetzung, um Topergebnisse zu erfliegen. Aber die deutschen Erfolgspiloten zeigen, dass dieser Baustein in der Segelflieger-Biografie alles andere als zu verachten ist.

Die Sportsoldaten des Jahrgangs 2025

DAeC

Lilian Fröhlich
Geburtsdatum: 23. Mai 2005
Aktiv im Segelflug seit: 2020
Verein: Aero-Club von Lübeck, Grambeker Heide
Geflogenes Muster: Glasflügel Mosquito
Längster Streckenflug: 620 km
Fliegerisches Vorbild: mein Papa
Persönliches Ziel fürs Sposo-Jahr: Einstieg ins Gebirgsfliegen, Wettbewerbstaktik, fliegerischen Horizont erweitern, DMJ

DAeC

Benedikt Waegele
Geburtsdatum: 4. April 2005
Aktiv im Segelflug seit: 2020
Verein: SFZ Königsdorf
Geflogenes Muster: LS8 (LVB)
Längster Streckenflug: 1620 km
Fliegerisches Vorbild: Benny Bachmaier
Persönliches Ziel fürs Sposo-Jahr: Wettbewerbserfahrung sammeln, die fliegerische Komfortzone verlassen

DAeC

Karol Müller
Geburtsdatum: 19. Juni 2003
Aktiv im Segelflug seit: 2017
Verein: SFG Giulini
Geflogenes Muster: 303 Mosquito
Längster Streckenflug: 1178 km
Fliegerisches Vorbild: Charly Müller
Persönliches Ziel fürs Sposo-Jahr: 1000 km in der Clubklasse

DAeC

Florian Kraja
Geburtsdatum: 21. Januar 2005
Aktiv im Segelflug seit: 2018
Verein: LSF Dahlemer Binz
Geflogenes Muster: LS7, Ventus 3T
Längster Streckenflug: 1042 km
Fliegerisches Vorbild: erfahrene, sichere Wettbewerbspiloten
Persönliches Ziel fürs Sposo-Jahr: fliegerische Weiterentwicklung, die Zeit genießen und gute Ergebnisse bei Meisterschaften.