Apps für Piloten
Androiden ans Steuer

Apples iPad hat sich als zuverlässiger Helfer in vielen Cockpits einen festen Platz erobert. Doch was hat das google-Universum für Piloten zu bieten? Wir haben uns für Sie im Play Store umgeschaut.

Androiden ans Steuer

Licht und Schatten

Die Frage, ob Apple oder Google das bessere mobile Betriebssystem bieten, sorgt immer wieder für regen Diskussionsstoff – auch an Flugplätzen. Die einen schwören auf iOS, bei dem Hard- und Software aus einem Guss sind, das den Benutzer aber in vielerlei Hinsicht einengt. Die anderen bevorzugen die Freiheit von Googles Android-System, das auf vielerlei Hardware läuft, hier und da jedoch Ecken und Kanten hat. Tatsache ist, dass die Zahl der Android-User die Zahl der Apple-iOS-Nutzer bei Smartphones und Tablet-PCs auch in Deutschland überholt hat. Auch wir werden das Für und Wider der beiden Systeme an dieser Stelle nicht lösen. Uns interessiert vor allem eines: Welche Apps für Piloten gibt es im Google-Universum?

Unsere Highlights

Im Unterschied zum Apple-System sind die Kunden nicht an einen einzigen Store gebunden. Die Software kann aus vielerlei Kanälen kommen – so bieten einige Hersteller ihre Apps nur auf dem direkten Vertriebsweg an, andere kann man im Google Play Store beziehen.

Sponsored

Gefunden haben wir am Ende viel Licht, aber auch etwas Schatten. Denn die Vielzahl der Geräte, auf denen And-roid läuft, stellt auch ein Manko dar: Nicht jede Android-App läuft auch auf allen Geräten. Deshalb muss ein Nutzer die Beschreibung der App genau lesen, bevor er auf den Kaufen-Buuton drückt.

Eine für Telefone optimierte App funktioniert zum Beispiel nicht immer befriedigend auf einem Tablet-PC. Wir haben für unsere Tests ein Samsung Galaxy Tab 10.1 genutzt und waren vor allem im Google Play Store auf der Suche nach interessanten und erwähnenswerten Piloten-Apps. So haben ließ sich eine Flugzeug-Enzyklopädie nicht verwenden, eine andere lieferte unbrauchbare Daten ohne Fotos. Eine Wetter-App konnte zwar METAR-, aber keine TAF-Daten abrufen. Dafür gibt’s aber auch echte, mit viel Können programmierte Schätze. Eine Auswahl unserer digitalen Einkaufstour stellen wir Ihnen an dieser Stelle vor.

VFRnav

VFRnav ist ein einfach gestalteter Navigationshelfer. Foto und Copyright: ae-Dokumantation/VFRnav

Mit VFRnav stellt Programmierer Hermann Hölter eine schlanke Navigationslösung bereit. Die App trägt keinen Ballast mit sich herum, sondern konzentriert sich ausschließlich auf die Navigation. Sehr wohl gibt es die Möglichkeit, geflogene Zeiten und Strecken aufzuzeichnen. Neue Routen lassen sich entweder im textbasierten Menü oder auf den Karten im ICAO-Stil mit wenigen Klicks anlegen und editieren. Die Luft-raumdarstellung basiert auf frei verfügbaren Datzensätzen. Erfreulich: Es sind zahlreiche Länder verfügbar. Zusatzfeatures – etwa das Einblenden von Wetterdaten oder NOTAMS – bietet VFRnav nicht. Auch Segelflug- und UL-Gelände sind in der Datenbank enthalten, Platzrunden fehlen allerdings. Die Basisversion der App ist kostenlos. Wer den vollen Funktionsumfang nutzen möchte, zahlt 39,95 Euro an den Entwickler und erhält dafür ein Jahr lang weitere Updates.

Bewertung: 5 von 6

FlyBy E6B

Der digitale E6B-Rechner hilft bei alltäglichen Berechnungen. Foto und Copyright: ae-Dokumentation/FlyBy E6B

Ein E6B-Rechner wie dieser von SkyWriter Software gehört auf jedes Piloten-Smartphone. Der FlyBy E6B beherrscht das große Einmaleins der Fliegerei. Mit Wind-, Höhen- und Ge-schwindigkeitsberechnungen sowie zahlreichen Umrechnungen ist die App ein wertvoller Helfer bei der Flugvorbereitung. Der Funktionsumfang geht dabei weit über das hinaus, was VFR-Piloten im Alltag benötigen. Was uns nicht so gut gefällt: Der Versuch, METARs und TAFs zu laden, ist in der Redaktion gescheitert. Auch einen simplen Taschenrechner sucht man in der App vergebens. Die Darstellung auf unserem Samsung-Tablet ist zweckmäßig, aber nicht unbedingt elegant. Zahlreiche Alternativen gibt's ebenfalls im Google Play Store – hier wird jeder Pilot seinen Favoriten finden. Fairerweise lässt sich die App 30 Tage kostenlos testen, danach sind bei Gefallen 6,10 Euro fällig.

Bewertung: 4 von 6

Flymap

Flymap ist der Klassiker unter den Navigationshelfern. Foto und Copyright: Flymap

Flymap gilt als der Klassiker unter den Navigations-Apps. Erfinder Jörg Stauff hat schon vor etlichen Jahren die Bedienung per Touchscreen etabliert, zunächst auf den hauseigenen Einbaugeräten, später dann auch in Form einer iPad-App. Zwischenzeitlich bietet Stauff Systec aus Viersen sein umfangreiches VFR-Paket auch für Android an. Die Wetterdaten des DWD lassen sich auf der Karte einblenden, es gibt eine Terrainwarnung, ein integriertes Flugbuch und die Möglichkeit zum NOTAM-Abruf. Geblieben ist die einfache Bedienung mit übersichtlichen Menüs. Ganz preis-wert ist diese Lösung allerdings nicht. 149,99 Euro kostet die App inklusive einer Basiskarte, die jedoch für die Navigation kaum zu gebrauchen ist. 89 Euro pro Jahr wird für die ICAO-Karte Deutschland fällig, weitere 159 Euro kosten die Anflugkarten der DFS. Etwas preiswerter wird's, wenn man mit den Karten aus dem eigenen Haus vorlieb nimmt. Zu haben ist die App ausschließlich über den Hersteller, nicht im Playstore.

Bewertung: 5 von 6

Sky-Map

Sky-Map bietet eine Vielzahl an Funktionen. Foto und Copyright: Sky-Map

Auf den ersten Blick unterscheidet sich Sky-Map von RS-Datentechnik kaum von anderen Navigationsprogrammen – unter der Haube steckt jedoch ein mächtiges Tool. Dreh- und Angelpunkt der App ist die Moving Map mit Routenplanung, Terrain- und Luftraumwarnungen. Klickt man in die Menüs, überrascht Sky-Map mit vielfältigen Einstellungsmöglichkeiten. So gibt es eine Anbindung zum Deutschen Wetterdienst, NOTAMs lassen sich abrufen, Weight-and-Balance-Berechnungen anstellen und ein Flugbuch führen. Sogar die Daten eines externen FLARM-Empfängers lassen sich auf der Karte zeigen. Im Gegensatz zur iPad-Version fehlt die dreidimensionale Darstellung der Landschaft, die ohnehin einen externen Sensor erfordert. Von der App gibt's eine Lightversion im Google Play Store für 99 Euro. Die Vollversion für 199 Euro ist direkt beim Hersteller erhältlich. Die ICAO- und Anflugkarten von der DFS kosten zusammen rund 240 Euro extra. Eine Besonderheit ist, dass bei der Vollversion selbst ge-scannte Karten können verwendet werden können.

Bewertung: 6 von 6

Nav Trainer Pro

Funknavigation leicht gemacht mit Nav Trainer Pro. Foto und Copyright: ae-Dokumentation/Nav Trainer Pro

QDR, QDM, inbound, outbound – für viele Flugschüler und auch manch ge-standenen Piloten ist die klassische Funknavigation eine harte Nuss. Da selbst das beste GPS ausfallen kann, ist es vielleicht nicht das Schlechteste, wenn man fit ist im Umgang mit VOR und NDB. Der Nav Trainer Pro von Fleminger hilft dabei, das Prinzip dahinter zu verstehen. Der Anwender kann Flugzeuge und Funkstationen verschieben und sieht das Resultat seiner Aktionen auf simulierten Instrumenten. Auch das Prinzip eines ILS-Anflugs wird dargestellt. Der Lernerfolg lässt sich im Testmodus überprüfen. 3,44 Euro sind gut angelegt. 

Bewertung: 5 von 6

„Die Flieger-App für Piloten“

Nicht ganz ausgereift erscheint uns diese Anwendung. Foto und Copyright: ae-Dokumentation/Dr. Hüffmann GmbH

Die Beschreibung im Google Play Store klingt viel versprechend. Für 79 Cent gibt's „eine übersichtliche und wirklich hilfreiche App für Piloten", heißt es. Nach dem Kauf dann die Ernüchterung. Das Programm der Dr. Hueffmann GmbH ist eine digitale Version der Fliegerscheibe. Unter der schlichten Benutzeroberfläche verbergen sich ein paar Sprechgruppen, Lichtsignale, Transpondersquawks, die Notfrequenz 121,5 MHz, das ICAO-Alphabet sowie eine kurze Darstellung von Lufträumen und Halbkreisflugregeln. Zudem verzerrt die Darstellung der Symbole auf dem Samsung-Tablet. Wir finden: Selbst für 79 Cent ist das zu wenig.

Bewertung: 2 von 6

Flugwetter (METAR/TAF)

Kostenloses Flugwetter ohne Schnörkel. Foto und Copyright: ae-Dokumentation/Flugwetter (METAR/TAF)

Schnörkellos kommt diese Flugwetter-App daher. Sie stammt wie VFRnav von Hermann Hölter. Das Prinzip ist schnell erklärt: Der Benutzer gibt einen ICAO-Code ein und erhält aktuelle METAR- und TAF-Meldungen in dekodierter Darstellung. Bei kleineren Flugplätzen, die über keine eigene Wetterstation verfügen, wählt die App automatisch den nächstgelegenen Platz mit Wettermel-dungen. Gruppen, wie wir es etwa von AeroWeather unter iOS kennen, lassen sich nicht anlegen. Auch Webcams sind nicht verlinkt. Die App ist kostenlos. Wer sich an Werbung stört, kann für 4,49 Euro die Vollversion kaufen.

Bewertung: 4 von 6

Aircraft Checklist

Taugt nicht viel: Die Aircraft Checklist für Android. Foto und Copyright: ae-Dokumentation/Aircraft Checklist

Finger weg! Diese App von Navaile ist halbherzig umgesetzt. Sie beschränkt sich auf wenige Muster – und selbst da sind die Checklisten teilweise unvollständig. Das Design ist dröge, der Inhalt lässt zu wünschen übrig. Es gibt eine Weight-and-Balance-Berechnung, die als Beta-Version gekennzeichnet ist. Macht aber nichts, denn gerechnet wird ohne-hin nur mit amerikanischen Maßeinheiten. Für diese schwache Vorstellung ist selbst umsonst noch zu teuer.

Bewertung: 0 von 6

aerokurier Ausgabe 01/2014 

Die aktuelle Ausgabe
aerokurier 06 / 2023

Erscheinungsdatum 19.05.2023