Dornier Do 27 von Klaus Zwenig
Die Dornier Do 27 hat ihren festen und herausgehobenen Platz im Buch der deutschen Luftfahrtgeschichte als das erste nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland in Serie gebaute Flugzeug. Der Prototyp flog erstmals im Oktober 1956 in Oberpfaffenhofen. Die eben erst gegründete Bundeswehr wurde zu dem Hauptabnehmer der robusten Einmot. Luftwaffe, Marineflieger und Heeresflieger erhielten in den folgenden Jahren 428 Exemplare – eine vor allem wirtschaftspolitisch motivierte Entscheidung, denn die Fertigung der Do 27 sollte den Aufbau einer neuen, eigenen Luftfahrtindustrie anschieben. Bis 1965 entstanden 626 Flugzeuge, darunter 50 spanische Lizenzbauten mit der Bezeichnung CASA C127.
Die Bundeswehr gab später ihre Do 27 über die VEBEG an Fliegerklubs ab, verkaufte sie an private Halter oder verschenkte sie als Entwicklungshilfe ins Ausland.
Dornier baute auch eine kleine Serie mit anderer Innenausstattung für den Zivilmarkt. Das erste Flugzeug dieser Serie ist zugleich die bekannteste Do 27 überhaupt: Sie erhielt die Werknummer 2001, das Kennzeichen D-ENTE und eine unverwechselbare Zebra-Lackierung. Kleine Fluggesellschaften setzten die Zivilausführung in den 1960er Jahren zum Beispiel im „Seebäderdienst“ zu den Ostfriesischen Inseln ein.
Die Do 27 von Klaus Zwenig ist ebenfalls ein besonderes Exemplar, wenn auch aus einem völlig anderen Grund. Seine D-EGAO ist 1976, also lange nach dem Ende der Serienproduktion, aus vorhandenen Teilen als 627. Do 27 gebaut worden, um einen Auftrag von Rheingau Air Service zu erfüllen. Die in Rüdesheim ansässige, kleine Fluggesellschaft bot seinerzeit Rundflüge über das Rheintal an. 20 Minuten dauerte der Flug, auf dem fünf Passagiere das Niederwalddenkmal, das Binger Loch mit dem Mäuseturm und das Kloster Eberbach zu sehen bekamen. Keine 30 Mark kostete ein Ticket für Erwachsene seinerzeit – heute nicht mehr vorstellbar bei einem Flugzeug, das mühelos 60 Liter Sprit pro Stunde aus den Tanks saugt.
Apropos Tank: Das jüngste Heimwerkerprojekt von Klaus Zwenig ist ein Tank, den er abgedichtet und für den Einbau vorbereitet hat. Die Treibstoffbehälter, weiß er aus langer Erfahrung, sind ein Problem, denn sie werden gerne undicht. Und natürlich kennt er auch den Grund dafür: Es sind die Niete, die eine Spezialbehandlung fordern.
In der Regel wartet Klaus Zwenig nicht darauf, dass an seiner Do etwas kaputtgeht, dafür kennt er das Muster viel zu gut. Er arbeitet, wie er es nennt, „prophylaktisch“. Dazu gehört neben einem systematischen „engine monitoring“ auch eine umfassende Konservierung vor jedem Winter. ACF-50 ist eins seiner Wundermittel, das er großzügig versprüht. Der erstaunliche Zustand der D-EGAO gibt ihm Recht, genauso wie der fast 30 Jahre alte VW-Bus draußen vor der Tür, der ebenfalls von der Frischhaltekur profitiert.
Noch älter ist die Beziehung, die Klaus Zwenig und die Do 27 miteinander haben. Er hat mit dem 270-PS-Mehrzweckflugzeug Segelflugzeuge geschleppt, Banner durch den Himmel gezogen, Foto- und Messflüge gemacht und zahllose Stunden mit der Wartung und Restauration verbracht. Seit 1982 arbeitet der gelernte Flugingenieur für Boeing und Airbus auch als Fluglehrer, die letzten 14 Jahre bei der LGM in Mannheim. Einige Jahre hat er für die Lufthansa Berlin-Stiftung künftigen Ju-52-Piloten die Eigenheiten des massiv gebauten STOL-Flugzeugs nahegebracht, als Vorbereitung auf den Wellblech-Klassiker. Die Stiftung besitzt dafür eine wunderschöne blau-weiße Do 27B-3 aus dem Jahr 1959, die als Verkehrsflugzeug zugelassen ist.
Eine eigene Do 27 - die D-EGAO - hat Klaus Zwenig seit 1990. Ein Flugzeug mit „Charakter, Stil und Power“, wie er aus tiefster Überzeugung sagt. „In der Luft ist sie herrlich“, weiß der Vielflieger, „spannend wird es bei der Landung.“ Den Grund kennen alle Do-Piloten: Das Flugzeug mit seinem ungesteuerten Spornrad neigt zum Ringelpietz.
Flugingenieurmäßige Checks und schonende Behandlung sind für den Do-27-Liebhaber so etwas wie der Schlüssel zu einem langen und unbeschwerten Leben seiner Rarität: „Man bekommt ja keine Teile mehr!“.
Da heißt es vorsorgen: Eine gute Vernetzung mit der Do-27-Gemeinde, technischer Sachverstand und Schränke voller Teile sind das A und O beim Betrieb eines so unverwechselbaren Flugzeugs, wie es die Do 27 ist.