Bekannt geworden ist ScaleWings in den vergangenen Jahren mit der SW-51 Mustang, einem 70-Prozent-Nachbau des legendären Jägers als UL und Experimental. Jetzt widmet sich das Unternehmen unter der Regie von Firmenchef Hans Schwöller auch der Entwicklung eines eigenen Antriebs. Ziel ist es, einen nahezu ausfallsicheren Hybridantrieb zu entwickeln, für den eine ganze Reihe an Patenten eingereicht wurden. Als Verbrenner sollen zwei voneinander unabhängige Zweizylinder-V-Motoren mit zusammen 2,3 Liter Hubraum zum Einsatz kommen. In der Topversion mit Turbolader sollen sie jeweils 120 PS (88 kW) leisten. Im Konzept des modular aufgebauten Systems möchte ScaleWings auch einen Elektromotor mit 81 kW integrieren, wodurch dann insgesamt 257 kW (350 PS) zur Verfügung stehen sollen. Start und Landung können dann leise im Elektromodus erfolgen. Im Reiseflug soll der E-Motor als Generator wirken und die rund 13 bis 15 Kilogramm schweren Akkus aufladen. Das Gesamtpaket, kündigt Schwöller im Gespräch mit dem aerokurier an, soll aufgrund des kompakten Aufbaus nicht größer als ein herkömmlicher 100-PS-Flugmotor werden. Geplant ist, den Antrieb nicht nur für das eigene Flugzeug zu verwenden, sondern auch anderen Herstellern anzubieten.
Eine weitere Besonderheit zeichnet das ScaleWings-System aus: „Beim Start beschleunigt das Flugzeug lautlos mit elektrisch angetriebenen Rädern bis zum Schlupf, bevor dann bei entsprechender Geschwindigkeit der Propeller einsetzt", sagt Schwöller. Die Motoren dafür sollen direkt in die Räder integriert werden.
Die Planungen für den neuen Motor laufen seit 2014. Die Konzepte sind laut Schwöller nun ausgereift, so dass die Entwicklung Mitte 2019 beginnen kann. Derzeit werden Gespräche mit interessierten Investoren geführt; erste Investitionszusagen liegen laut ScaleWings bereits vor.
Ziel ist es, den dreifach redundanten Motor in verschiedenen Leistungsvarianten in einer zertifizierten und einer nicht zertifizierten Version auf den Markt zu bringen. Beim Preis orientiert sich ScaleWings am Rotax 915. Für die Entwicklung ist der Standort noch offen, soll aber demnächst entschieden werden. Im Gespräch sind Deutschland oder Polen.
Kürzlich hat ScaleWings mit dem Juristen Daniel Scharfenberger aus Triereinen weiteren Investor an Bord geholt. Aktuell wird die Produktion im polnischen Krosno in einer gemieteten, 2300 Quadratmeter großen Halle erweitert. Ab Herbst 2019 soll am Flugplatz in Krosno ein eigenes 5000-Quadratmeter-Werk gebaut werden. Die Vorbereitungen laufen bereits.