Gerd Eichler: Ich war mein Leben lang ein großer Technikfreak, liebe Motorräder und repariere gerne alte Autos. Ich bin aber eben nicht der klassische Flieger, der mit 16 schon weiß, dass er Lufthansa-Pilot werden will. Als praktizierender Zahnarzt – immer noch in Vollzeit – hatte ich oft Patienten, die fliegen. Das hat mich auch gereizt. Aber das in meinem Alter zu machen, konnte ich mir nicht vorstellen. Da erklärt man dich doch für verrückt. Dann haben zwei der Piloten zu mir gesagt: Mach das doch! Und ich hab’s gemacht.
Ja, ich wollte auch noch etwas ganz Neues lernen. Das war eine sehr starke Motivation für mich. Vielleicht war es auch ein bisschen der Gedanke, wenn man auf der Autobahn im Stau steht: sich frei und selbstbestimmt über den anderen bewegen. Ein Freund von mir hat tatsächlich mit 50 noch die Berufspilotenlizenz gemacht. Da dachte ich: Ja, sowas könnte ich eigentlich auch machen.
Mit sechs Jahren hatte ich den "Kleinen Uhu", ein Modellflugzeug. Aber das war’s dann auch schon. Sonst war da nichts.
Die kennen mich ja. Und sie wissen, dass einer wie ich, der mit 70 noch arbeitet, einfach anders tickt. Also gab es zumindest keine Ablehnung. Es hat aber auch keiner gesagt: Das musst du unbedingt machen. Sie haben einfach gesagt: Mach das mal, wenn es dir Spaß macht.
Ich hab mitten in der Corona-Zeit angefangen. Das war eigentlich eine Katastrophe: ein ständiges Hin und Her von Lockdown und Lockerungen. Auf dem Flugplatz Mainz-Finthen ging lange Zeit gar nichts. Der Platz wurde einfach dichtgemacht. Dann konnte das Prüfungsamt einige Zeit überhaupt keine Prüfungen abnehmen. Wir haben die Theorieprüfung dann schließlich verschoben und alle Themen in einem Rutsch zusammen gemacht – alle sieben Fächer! Das war dann schon ein bisschen Stress für mich. Ich dachte bei der Vorbereitung manchmal: So viel krieg ich ja gar nicht in mein Hirn rein. Beim Online-Lernen hat auch irgendwie der Gruppenzwang vom normalen Präsenzunterricht gefehlt. Das ist schon was anderes; sicher war mein Alter auch nicht hilfreich. Aber es ging dann trotzdem alles gut.
Ich fliege gerne zu zweit, das ist einfach entspannter. Da kann man reden, und hinterher sagt mir der Fluglehrer vielleicht noch, was ich besser machen kann und was gut war. Anfangs habe ich mich dazu verleiten lassen, überwiegend nach GPS zu fliegen. Das war ein Fehler. Jetzt mache ich das anders, schaue viel mehr nach der Landschaft und fliege auch gerne mit Papierkarte.

Ich fliege meistens Cessna 152 oder 172 oder die Fuji FA-200. Auf der PA-28 mache ich jetzt die Einweisung.
Ich will eigentlich nur bei der Flugschule chartern. Eine eigene Maschine brauche ich nicht. Das liegt aber vielleicht auch einfach daran, dass die Chartermöglichkeiten hier in Mainz sehr gut sind. Da brauche ich nichts Eigenes. Eine Alternative wäre vielleicht noch eine Haltergemeinschaft.
Ein Freund meinte, ich könnte jetzt doch gleich auch die VFR-Nachtflugberechtigung machen und dann noch den Instrumentenflug obendrauf. Aber eigentlich will ich einfach nur fliegen und daran Freude haben. Wir hatten mal den Plan, nach Duxford zu fliegen. Aber die Airshow gibt es ja nun nicht mehr. Andere konkrete Ziele habe ich im Moment nicht. Sicher fliegen und oft in die Luft kommen, das ist mir wichtig. Es ging ja nicht darum, die Lizenz zu machen, damit ich sie dann in der Tasche habe. Natürlich möchte ich auch noch viele andere Plätze kennenlernen, vielleicht auch drüben in Frankreich. Aber immer zu dritt, mit meinen neuen Fliegerfreunden.