The Smartflyer will be loved by all pilots. So stellte Rolf Stuber, Gründer und CEO der Smartflyer AG den SF-1 am 6. November 2024 auf dem Flughafen Grenchen in der Schweiz vor rund 120 geladenen Gästen der Öffentlichkeit vor. Das 2016 vom inzwischen im Ruhestand befindlichen Swiss-Captain gegründete Start-Up baut in der Schweiz ein neuartiges, modular aufgebautes Hybrid-Flugzeug. Der Viersitzer soll wahlweise rein batterieelektrisch oder mittels Range-Extender betrieben werden können. Vier fest verbaute Batteriepakete mit einer Gesamtkapazität von 32 Kilowattstunden und einem Gewicht von 200 Kilogramm befinden sich in den Flügeln, die modulare Energiequelle befindet sich in der Nase des Flugzeugs. Die Nase ist abnehmbar konstruiert und wird, inklusive der gewählten Energiequelle, vor dem Flug an die Zelle angeflanscht. "Plug & fly" nennt Smartflyer diese Entwicklung. Dank der Modularität des Konzepts soll künftig auch mit Energie aus einer Brennstoffzelle geflogen werden können. Gemäss Smartflyer kann die Konfiguration zwischen reinem Batterieantrieb und Range-Extender innerhalb von 15 Minuten vom Piloten selbst vorgenommen werden, ohne besondere Kenntnisse oder den Einsatz von Werkzeugen.
Ungewöhnliches Design
Beim SF-1 handelt es sich um eine Neuentwicklung, statt einer Umrüstung eines bestehenden Flugzeuges auf Elektroantrieb. Motor und Propeller sind am Seitenleitwerk montiert. Das sieht auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftig aus, soll aber um 25 Prozent effizienter sein, da der Luftstrom des Propellers fast ungehindert nach hinten abfliessen kann und die Oberflächen des Flugzeugs laminar angeströmt werden. Der Propeller ist elektrisch verstellbar und sorgt damit für einen effizienten und vor allem leisen Flug. Durch die Platzierung der vergleichsweise schweren Batterien in den Flügeln und dem daraus resultierenden hohen Schwerpunkt soll ein Nickmoment verhindert werden, wenn Leistung vom weit oben montierten Propeller abgerufen wird. Ein weiterer Vorteil der Positionierung des Antriebs ist die verbesserte Sicht nach vorne, die ansonsten relativ große Cowling weicht einer spitz zulaufenden Nase. Pilot und Copilot sitzen in dem Hochdecker vor der Flügeleintrittskante und haben dadurch eine gute Sicht nach oben und nach unten, ein wichtiges Kriterium in der Platzrunde. Die Zelle besteht aus "einem Guss", was sie besonders leicht und stabil macht. Mit vier Personen (400 Kilogramm Zuladung) soll die SF-1 vier Stunden fliegen können, das maximale Abfluggewicht beträgt 1400 Kilogramm. Der Elektromotor verfügt über zwei parallele Wicklungen und wird von zwei unabhängig voneinander arbeitenden Invertern angetrieben. Smartflyer verspricht damit eine hohe Ausfallsicherheit, spricht gar von der Sicherheit eines zweimotorigen Flugzeugs in einem einzigen Motor, ohne Giermoment oder asymmetrischem Schub, sollte es zum Ausfall einer Einheit kommen.
Das Konzept des Smartflyers
Im rein elektrischen Modus, mit dem Batteriepaket in der "Nase", wird eine Endurance von zweieinhalb Stunden angegeben. Bei 120 Knoten im Reiseflug ist damit ein ausgedehnter Rundflug oder auch eine etwas weitere Reise möglich – vorausgesetzt, am Zielflugplatz kann die Batterie für den Rückweg wieder aufgeladen werden. Sollte dies nicht möglich sein oder die Destination weiter entfernt liegen, montiert der Pilot vor dem Flug vorne am Flugzeug den Range-Extender. Der Range-Extender begnügt sich mit herkömmlichem Mogas. Es handelt sich dabei um einen Rotax 914 mit aufgeflanschter Direkteinspritzung, welcher einen Generator antreibt und so den Elektromotor im Heck mit der notwendigen Energie versorgt. Bei einem Verbrauch von 20 Litern in der Stunde und 80 Liter Tankinhalt sind gemäss Herstellerangaben vier Stunden Flug und bis zu 800 Kilometer (430 Nautische Meilen) Reichweite möglich. Das Rollen auf dem Flugplatz und der Start erfolgen dank der fest verbauten Batterien rein elektrisch, der Range-Extender läuft bereits am Boden im Standgas mit, um seine Betriebstemperatur zu erreichen.
Position am Markt
Wer ist die Zielgruppe für ein solches Flugzeug? Smartflyer möchte ein breites Spektrum an potenziellen Kunden abdecken und spricht Flugschulen, Vereine, kommerzielle Betreiber aber auch Privatpersonen an. Der Fokus liegt insbesondere auf der Grundausbildung für angehende Verkehrspiloten. Smartflyer betont, dass die direkten Betriebskosten des SF-1 gegenüber vergleichbaren Flugzeugen mit konventionellem Antrieb um 50 Prozent gesenkt würden, dies durch den wesentlich geringeren Verbrauch und geringere Unterhaltskosten. Einziger Wermutstropfen: Trotz der geringen Betriebskosten schlagen die Landegebühren auf vielen Flugplätzen für ein 1400 Kilogramm schweres Flugzeug etwas mehr zu Buche als beispielsweise bei der für die Ausbildung bewährten Cessna 150/152.