Falcon 10X
Penthouse in the Sky

Dassault Aviation hat am 6. Mai das neue Flaggschiff seiner Falcon-Serie vorgestellt: Die 10X. Mit diesem Muster will das französische Unternehmen Maßstäbe bei Leistung, Effizienz und Komfort setzen.

Penthouse in the Sky
Foto: Dassault Aviation

Die Grüchteküche über einen neuen Business-Pfeil im Köcher von Dassault Aviation hatte schon eine Zeitlang gebrodelt. Nun haben die Franzosen den Vorhang geöffnet und der Öffentlichkeit einen ersten Blick auf die neue Falcon 10X gewährt. Angesichts der Pandemie verbot sich eine klassische Präsentationsveranstaltung mit vielen Gästen von selbst, aber Dassault machte aus der Not eine Tugend und ließ seinen neuen Jet digital im Hangar erscheinen. Fernsehjournalist Miles O'Brien führte durch die gut halbstündige Veranstaltung und interviewte Projektverantwortliche wie Dassault-CEO Eric Trappier zu den technischen Finessen des Flugzeugs und zum Stand des Projekts.

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"Heute stellen wir einen neuen Maßstab in der Geschäftsluftfahrt vor", sagte Eric Trappier in Bezug auf die Kabine, aber auch hinsichtlich neuer Technologien wie Flügel aus Kohlefaser verstärkten Kunststoffen und einem verbesserten Fly-by-Wire-System. Wie bei der Gulfstream G700 sorgen zwei Pearl-Triebwerke von Rolls-Royce aus Dahlewitz für den Antrieb.

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Mit einer Reichweite von 7500 nautischen Meilen wird die Falcon 10X nonstop von New York nach Shanghai, von Los Angeles nach Sydney, von Hongkong nach New York oder von Paris nach Santiago fliegen. Die Höchstgeschwindigkeit soll bei Mach 0,925 liegen, als Reisegeschwindigkeit ist Mach 0.9 angegeben.

Individuelle Raumgestaltung

Die 10X ist dank ihrer Rumpflänge von 33,4 Metern und der Passagierkabinenlänge von 16,4 Metern im Innenraum extrem variabel, sodass es den künftigen Besitzern frei steht, ihre Kabine nach ihren Wünschen und Bedürfnissen zu konfigurieren. Vom klassischen Businessliner mit mehreren "Club-Zonen" bis hin zum fliegenden Penthouse mit Salon, Küche, Entspannungsecke samt Multimedia-Entertainment, Küche sowie Schlafzimmer mit Queensize-Bett und komplettem Badezimmer mit Dusche ist alles möglich. Bei einer Höhe von 2,03 Metern und einer Breite von 2,77 Metern – laut Dassault fünf bzw. 20 Zentimeter mehr als bei der Konkurrenz – dürfte wahrlich keinerlei Platzangst aufkommen.

Doch erschöpft sich das Streben nach Komfort nicht allein im Raumgefühl. Neben einer effektiven Schalldämmung haben die Dassault-Ingenieure sich auch dem Klima gewidmet: Die Kabinendruckhöhe wird bei nur 3000 Fuß bezogen auf MSL liegen, und das bei einer Reiseflughöhe von 41.000 Fuß. Effektive Filtersysteme sollen für reine Luft sorgen, die um 50 Prozent vergrößerten Fenster für reichlich Tageslicht im Inneren.

Neue Wege bei Struktur und Antrieb

Der neu konstruierte Flügel der Dassault 10X wird vollständig aus Kohlefaser-Verbundwerkstoffen hergestellt, um maximale Festigkeit, geringes Gewicht und minimalen Luftwiderstand zu gewährleisten. Dabei ist es den Ingenieuren laut Dassault gelungen, die Tragflächen sowohl auf Effizienz im Schnellflug als auch auf gutmütige Flugeigenschaften im Langsamflug hin zu optimieren, letzteres wird auch durch eine vergleichsweise hohe Streckung erreicht.

Für den Antrieb sorgen zwei Rolls Royce Pearl 10X, das laut Dassault "modernste und effizienteste Triebwerk der Geschäftsluftfahrt". Der Turbofan wird aktuell bei Rolls Royce in Dahlewitz bei Berlin entwickelt und ist die neueste, größte und leistungsstärkste Version der Pearl-Baureihe. Seine Schubleistung: mehr als 80 Kilonewton.

Komfort auch im Cockpit

Der Komfortgedanke macht auch vor dem Arbeitsplatz der Piloten nicht halt. Im Cockpit der 10X dominieren große Touchscreens. Das digitale Flugkontrollsystem umfasst in seiner höchsten Ausbaustufe nun auch die Triebwerksregelung. Zudem wird der Schub nicht mehr für jede Turbine separat eingestellt, sondern mit einem einzigen Throttle Lever auf der Mittelkonsole. Dem Zeitgeist folgend verfügt auch die neue Falcon über ein automatischen System zum Upset Recovery, das den Jet mit einem Knopfdruck aus anormalen Fluglagen wieder in eine stabile Position bringt. Dank des kombinierten FalconEye-Sichtsystems und der Head-up-Displays, die als primäre Fluganzeigen dienen, gibt es praktische keine Wettereinschränkungen.

Die Automatisierung der Steuerung geht laut Dassault so weit, dass das Flugzeug von einem Piloten geflogen werden kann, während der andere ruht. Dazu können die Cockpitsitze komplett in eine ebene Position gebracht werden und auf Langstrecken – bis zu 15 Stunden sind bei der Reichweite der 10X durchaus denkbar – den Piloten eine Möglichkeit zur Entspannung geben.

Engagierter Zeitplan

Die Falcon 10X soll nach aktueller Einschätzung Ende 2025 zugelassen werden. Wenngleich Eric Trappier keinen Preis nannte, kursieren in der Szene Werte von gut 71 Millionen Dollar pro Stück. "Die Business Aviation, davon bin ich überzeugt, ist eine wesentliche Stütze der modernen Wirtschaft", sagt Trappier abschließend. "Corona hat gezeigt, dass individuelles Reisen für Geschäftsleute wieder an Bedeutung gewinnt, daher bin ich in Bezug auf die Entwicklung der Business Aviation durchaus optimistisch."

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