Roland Aircraft Z120 Relax
Die Z120 Relax vereint eine Menge Know-how in nur 120 Kilogramm Leermasse: Ausgelegt ist sie als freitragender Ganzmetall-Schulterdecker, unter ihrer Cowling steckt ein 35 PS (26 kW) starker Wankelmotor des Krefelder Herstellers Woelfle, und in der Luft soll sich das Leichtgewicht wie ein ausgewachsenes Flugzeug anfühlen. „Wir haben bei diesem Projekt ganz schön viel über Leichtbau gelernt“, sagen Judith und Roland Hauke, die beiden Eigentümer von Roland Aircraft. Seit gut drei Jahren arbeitet das zehnköpfige Team am Standort Mendig an dem leichten Einsitzer. 2012, als das Projekt seinen Lauf nahm, stand noch nicht fest, wohin die Reise in der 120-kg-Klasse genau gehen wird. Aus heutiger Sicht hat sich der unternehmerische Mut gelohnt. Die technischen Eckdaten für die Leichten Luftsportgeräte sind abgesteckt, es gibt Richtlinien für die Ausbildung, und immer mehr Flugzeuge drängen auf den Markt. Der Zeitpunkt, mit der Z120 einen Mitbewerber in solider Metallbauweise zu etablieren, ist gut.
Von Anfang an war ein freitragender Schulterdecker gewünscht, der leer nicht mehr als 120 Kilogramm wiegen durfte. „Um dieses Ziel zu erreichen, mussten wir um jedes Gramm feilschen“, sagt Roland Hauke. Zum Einsatz kommt ein extrem dünnes und damit sehr leichtes, gleichzeitig aber auch extrem festes Blech. Mit diesem Werkstoff kennt sich der Flugzeugbauer aus Mendig aus. Verarbeitet wird das Rohmaterial im eigenen Haus mit Hilfe einer computergesteuerten Fräse. Von Hand gesetzte Bohrungen für die Endmontage sind damit nicht mehr nötig.
Auch bei den übrigen Elementen verfolgt man die Philosophie, möglichst viel im eigenen Haus zu fertigen. „Angesichts der kleinen Stückzahlen würde sich eine Zusammenarbeit mit Zulieferern kaum lohnen“, sind sich die beiden Haukes sicher. Zu speziell und zu hoch sind die Anforderungen an die einzelnen Teile. So sind die Felgen eigens für den Einsatz in dem 120-kg-Einsitzer entwickelt worden. Auch die hydraulischen Scheibenbremsen stammen aus eigener Fertigung. „Wir haben jetzt die leichtesten Bremsen am Markt“, sagt Roland Hauke. Die Felgen hätten sich als sehr robust erwiesen, so dass sie jetzt auch bei den Doppelsitzern zum Einsatz kommen sollen.
Ganz ohne fremde Hilfe ging es dann aber doch nicht. Der Motor kommt vom Krefelder Wankel-Spezialisten Woelfle Engineering. Knapp 19 Kilogramm wiegt das 35 PS (26 kW) starke Kraftpaket, das sich bereits in Trikes bewährt hat. Für Roland und Judith Hauke eine Vernunftentscheidung: Ein Zweitakter lässt sich heutzutage nur schwer an den Kunden bringen, während die kleinen Viertakter, die aktuell in der 120-kg-Klasse zum Einsatz kommen, oft schwer und dabei eher schwach auf der Brust sind. Der Woelfle-Wankel platziert sich zwischen beiden Welten: Er ist sehr laufruhig, arbeitet nach dem Viertaktprinzip, tankt aber Gemisch. Mittels einer Untersetzung werden die hohen Drehzahlen von bis zu 7000 U/min auf ein für Propeller geeignetes Niveau reduziert. Eine Besonderheit ist die Fliehkraftkupplung: Erst ab einer bestimmten Drehzahl greift sie und lässt den Zweiblatt-propeller drehen. Dieser stammt wiederum aus dem eigenen Haus.
Als Ende vergangenen Jahres die Belastungstests anstanden, war die Anspannung groß. Doch die Konstruktion hielt, was die Berechnungen versprachen. 1,6 Tonnen lasteten beispielsweise auf den Flügeln. Der Rumpf zeigte anfangs eine Schwachstelle am Leitwerksträger, an der jetzt zusätzlich Verstärkungen für die notwendige Festigkeit sorgen. 300 Kilogramm Abflugmasse, getestet bis 6 g, soll die Z120 Relax aushalten.
Im Laufe der Entwicklungsarbeiten waren immer wieder Änderungen notwendig. Die Flügel waren ursprünglich kleiner ausgelegt. Um die Forderungen in Sachen Flächenbelastung aus den Bauvorschriften LTF-L zu erfüllen – erlaubt sind nur maximal 25 Kilogramm pro Quadratmeter –, bekamen sie nachträglich ein neues Profil mit größerer Tiefe. In den Flügeln ist auch der 25 Liter fassende Tank untergebracht.
Das Fahrwerk erwies sich zunächst als nicht optimal. Seine Lage wurde verändert, und auch die Einstiegsschwelle ist jetzt niedriger. Die gekürzten Beine des Prototyps wirken derzeit noch wenig elegant, doch die Auslegung für die Serie ist jetzt gefunden. Das letzte Wort hatte dabei Judith Hauke, die sich beim Probesitzen mehr Komfort gewünscht hatte.
Prototyp dient weiteren Optimierungsarbeiten

Bei unserem Treffen im März standen außerdem noch Arbeiten am Höhenleitwerk an, das für ein optimales Landeverhalten noch etwas vergrößert werden muss. Eher kosmetischer Natur ist die Planung eines eleganteren Übergangs zwischen Kabine und Leitwerksträger.
Obwohl die Z120 Relax denkbar einfach ausgelegt ist und nicht einmal über Klappen verfügt, ist die Leermasse immer wieder ein Thema. Wie bei anderen Flugzeugen dieser Klasse auch, ist in der Serie kein Luxus zu erwarten. Wenige analoge Uhren, Digitalanzeigen fürs Motormanagement und ein iPad genügen als Avionikpaket. Eine Bugradvariante ist aus Gewichtsgründen nicht zu erwarten. Zur Serie gehört ein Charly-Gesamtrettungssystem, dessen Schirm durch Federkraft ausschießt.
Fliegerisch ist Roland Hauke außerordentlich zufrieden. „Sie fliegt wie ein richtiges UL und liegt gut in der Luft.“ Für eine saubere Landung braucht die Z120 im Moment noch eine Portion Restgas, so richtig ausgewogen soll es dann mit dem neuen Leitwerk werden. Die Z120 Relax lässt es, der Name ist Programm, mit rund 140 km/h Reisegeschwindigkeit recht gemütlich angehen. Solide 2 m/s Steigen wurden bisher ermittelt. Der Spritverbrauch dürfte sich bei 6 l/h einpendeln.
Für einen Probeflug ist es noch zu früh. Was auf jeden Fall geht, ist eine Runde Rollen über den Mendiger Flugplatz. Die Sitzposition ist erfreulich bequem, das Cockpit wirkt geräumig und bietet viel Kopffreiheit. Der Wankelmotor klingt angenehm und läuft vibrationsarm. Die Sicht nach vorn ist spornradbedingt eingeschränkt, aber durchaus akzeptabel. Gute Arbeit leisten die Bremsen: Die Z120 lässt sich problemlos am gelben Strich entlang führen.
Angestrebt wird zunächst eine französische UL-Musterzulassung. Der Weg über das europäische Ausland ist so lange die einzige Eintrittskarte in die deutsche 120-kg-Klasse, bis es hierzulande eine akkreditierte Musterprüfstelle gibt. Ist diese Hürde genommen, erlauben Leichte Luftsportgeräte unbürokratisches Fliegen ohne Medical mit einer einfach zu erwerbenden, unbefristet gültigen Lizenz. Ein Mix, der auch jüngere Piloten anspricht: „Wir haben einige Interessenten im Alter zwischen 30 und 40 Jahren“, freut sich Judith Hauke. Rund 38 000 Euro soll die Z120 Relax flugfertig kosten. Kits soll es ebenfalls geben. Für die Mannschaft von Roland Aircraft war die Entwicklung ein Lehrstück für weitere Projekte. Bisher ist der zweisitzige UL-Tiefdecker Z602 das wichtigste Modell im Portfolio. Künftig soll ein freitragender UL-Schulterdecker mit zwei Sitzen die Produktpalette abrunden. Roland Hauke dazu: „Wir haben viel über Leichtbau gelernt und wissen jetzt genau, worauf wir künftig achten müssen!“
Technische Daten





Roland Aircraft Z120 Relax*
Antrieb
Hersteller: Woelfle Engineering GmbH
Art: Wankelmotor
Typ: Aixro XF40
maximale Leistung bei 7000 U/min: 35 PS/26 kW
Propeller
Hersteller: Roland Aircraft
Typ: Zweiblatt-Holzpropeller
Abmessungen
Länge: 5,85 m
Spannweite: 7,25 m
Flügelfläche: 9,70 m²
Massen und Mengen
Leermasse: 120 kg
Zuladung: 125 kg
maximale Flugmasse: 245 kg
Treibstoff: 25 l/18 kg
Flugeistungen
Startrollstrecke: 100 m
bestes Steigen: 2,5 m/s
Reisegeschwindigkeit: 140 km/h
zul. Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h
*Alle Angaben sind vorläufige Daten
aerokurier Ausgabe 06/2015