Bei der Neulackierung eines Flugzeugs aus Faserverbundwerkstoff muss der alte Lack vollständig entfernt werden. Zum einen, weil man nur dann Beschädigungen erkennen kann, die sich unter dem Lack verstecken, zum anderen aus Gewichtsgründen. Alte Lackrisse würden sich auch schnell in einer neuen Lackschicht abbilden.
Da das Abschleifen ein langwieriger Arbeitsschritt ist, muss man bei einem sorgfältig arbeitenden Wartungsbetrieb mit Kosten in Höhe mehrerer tausend Euro rechnen. Beispielsweise wird die untere Preisgrenze einer Neulackierung eines Standard-Klasse-Flugzeuges bei der FBS Finish GmbH mit 11 780 Euro angegeben, beim LTB Lindner mit 12 500 Euro und bei der Frank und Waldenberger GmbH mit 13 210 Euro. Für einen Doppelsitzer der 20-m-Klasse, etwa einem Duo Discus, veranschlagen die erwähnten Betriebe 17 550 Euro respektive 19 400 Euro und 19 770 Euro. Hier sei angemerkt, dass die Kosten je nach Muster und Sonderleistungen deutlich höher liegen können.
So sind für die Neulackierung von Winglets bei Frank und Waldenberger rund 680 Euro und für das Auftragen der Kennzeichen 440 Euro zu berappen. Die Innenlackierung des Cockpits ist ebenfalls nicht im Preis inbegriffen. Je nach Instandhaltungsbetrieb werden dafür rund 1000 Euro fällig – der genaue Betrag wird nach Aufwand kalkuliert. Auch Reparaturen am Gewebe sind hier noch nicht berücksichtigt.
Bei diesen Preisen stellen sich handwerklich begabte Segelflieger jetzt vielleicht die Frage: Kann ich das nicht selber machen? Mehr als Schleifpapier, Farbe und Politur ist ja nicht nötig?!
Selbst wenn man die Räumlichkeiten, das Werkzeug, die Zeit und sogar das Know-how hat, muss man die Frage vehement verneinen. Eine Neulackierung ist mit einem großen Eingriff in die Flugzeugstruktur verbunden. Nur Mitarbeiter eines zertifizierten Betriebes dürfen derartige Arbeiten durchführen beziehungsweise jemand, der auch eine entsprechende Genehmigung vom Luftfahrt-Bundesamt besitzt.

Geht man die einzelnen Arbeitsschritte einer Neulackierung durch, verwundern die oben aufgeführten Preise kaum noch: Zunächst muss das Segelflugzeug in seine Einzelteile zerlegt und gewogen werden. Das ist wichtig, da es später mit neuem Lack wieder auf die Waage kommt: Je besser die Lackierung ausgeführt wurde, desto genauer stimmen Gewicht vor und nach der Lackierung und – ganz wichtig – bei den Rudern die Momente überein. Erst dann folgt das Abschleifen des alten Lacks. Hier gilt: Auf gar keinen Fall zu tief gehen! Ist erst mal eine intakte Gewebeschicht beschädigt, nimmt das Projekt viel größere und damit teurere Ausmaße an. So ist selbst dieser zunächst banal wirkende Arbeitsschritt nichts für einen Laien. Nach dem Abschleifen des Lacks inspiziert ein Prüfer das gesamte Flugzeug auf gelöste Klebestellen und andere Beschädigungen. Bei tiefen Rissen im Gewebe können Feuchtigkeit und UV-Strahlen ihr Unwesen getrieben und Nebenschäden verursacht haben. In solchen Fällen hilft nur, die defekte Lage durch eine neue zu ersetzen.
Bei der Neulackierung wird meist der originale Schwabbellack, ein Zwei-Komponenten-Lack, verwendet. Nachdem die Lackschicht vollständig getrocknet ist, folgen das Einschleifen und schließlich die Politur mit einem geeigneten, UV-beständigen Mittel.
Auch das oft diskutierte Thema „Lackierung im Ausland“ soll nicht unerwähnt bleiben, da es gemeinhin als kostengünstiger gilt, die Lackierung in einem Nachbarland wie Polen oder Tschechien machen zu lassen. Anno 2017 ist das jedoch nicht mehr die Regel, da sich die Lohnverhältnisse in einigen Ländern, die in der Vergangenheit für günstige Reparaturen bekannt waren, mittlerweile an das deutsche Niveau angeglichen haben.
Es gibt zahlreiche ausgezeichnet arbeitende Unternehmen wie zum Beispiel Aerospool in der Slowakei – seit vielen Jahren in Kooperation mit Schempp-Hirth und Binder Flugzeugbau. Aber im In- und Ausland lauern auch Pfuscher. Deshalb sollten nur Betriebe in die engere Auswahl kommen, deren Referenzen man kennt. Auch sollte man sich unbedingt vergewissern, dass der Bauprüfer vor Ort eine in Deutschland anerkannte Lizenz hat. Sonst könnte man irgendwann eine böse Überraschung mit dem LBA erleben.
Bei der Preiskalkulation für eine Neulackierung im Ausland muss man auch die Fahrtkosten berücksichtigen. Einmal nach Polen oder Tschechien und wieder zurück für die Anlieferung und dann nochmal die gleiche Strecke für die Abholung des Fliegers – da kommen je nach Wohnort in Deutschland schon mal 4000 bis 5000 Kilometer zusammen. Es gilt abzuwägen, ob es sich am Ende nicht doch lohnt, einen deutschen Betrieb mit der Lackierung seines Seglers zu beauftragen.