Als ich Ende Oktober 2011 während einer Vortragspause beim Deutschen Segelfliegertag die Herstellerausstellung besuchte, geschah das eher beiläufig und unmotiviert. Im improvisierten Ausstellungszelt fiel mein Blick sofort auf den ausgestellten Shark, eine HpH 304 SJ mit der tschechischen Kennung OK-0999. Die Ästhetik der Flügelgeometrie, mündend in die einzigartigen und namensgebenden haifischflossenähnlichen Winglets, sprach mich spontan an. Jaroslav Potmesil, der Chef von HpH, war so sympathisch-unauffällig gegenwärtig, dass man ihn auch für einen Interessenten hätte halten können.
Schnelle Kaufentscheidung

Und zur Jahreswende hatte ich einen Shark bestellt. Für den Übergang erhielt ich das Werksflugzeug. Mit dem fuhr ich nach einigen Eingewöhnungsflügen und ausgiebiger Jet-Erprobung in Bad Neuenahr nach Aubenasson in den französischen Alpen.
Staunende Augen meiner Fliegerkameraden begrüßten mich auf dem liebgewonnenen, kleinen Grasplatz am Rand des Rhonetales, einige waren doch etwas skeptisch hinsichtlich meines mitgebrachten Exoten. Nach problemlosem Aufrüsten wurde von allen die Bauqualität und die exakte, liebevolle Verarbeitung gelobt.
Am ersten Tag musste ich noch den Jet-Antrieb bemühen, um auf die Südseite des Rochecourbe, des Haushangs von Aubenasson, zu gelangen. Von dort war der Abflug via Couspeau und Mt. Angèle problemlos, und es ging über die Baronnies zum Lure. Dort machte ich Höhe und gleitete durch bis Puimoisson. Dann Wende nach Norden und Einstieg in den Parcours bei besten Bedingungen. In der Brianconnais lag die Basis bereits bei 4200 Metern, und die Steigwerte erreichten 4 bis 5 m/s. Es war ein Heidenspaß, die 304 SJ mit 180 bis 200 km/h vorwärtszutreiben.
Ein rundum gelungenes Flugzeug

Meine Erkenntnisse schon nach dem ersten Flugtag: Der Shark bietet hervorragenden Sitz- und Cockpitkomfort (deutlich mehr Platz als andere 18-m-Flugzeuge) sowie gute Sicht in alle Richtungen. Er fliegt harmonisch und ist sehr wendig. Beim Kreisen ist er stabil (allerdings wurde das mit zwei Liter Heckballast ab dem vierten Flugtag erst richtig perfekt) und harmlos im Überziehverhalten, was beim hangnahen Fliegen besonders wichtig ist.
Edles Cockpit





Schnell saß ich im äußerst ergonomisch und stylisch gestalteten Cockpit, mit Ledersitzen und Carbon-Aramid-Oberflächen ausgestattet, und fühlte mich einfach pudelwohl. Obschon eigentlich gar nicht typengeil und mit meiner ASW 20 „P1“ über viele Jahre höchst zufrieden, verspürte ich ein Gefühl des abenteuerlichen Ausbrechens: Dieses Flugzeug willst du fliegen! Als wenn Jaroslav meine Gedanken hätte lesen können, bot er mir spontan ein Probefliegen an – am nächsten Tag.
F-Schlepp und Flug waren ein Traum. Ich hatte nie das Gefühl, in einem neuen, unbekannten Flugzeug zu sitzen. Alles fühlte sich vertraut und besser an, als ich es gewohnt war. Hinzu kam dann noch das atemberaubende Erlebnis des Jet-Antriebes – ein vibrationsfreies Anschieben wie von Engelshand, einfach beeindruckend!
Vergleichsflüge

Die Flächenbelastung von rund 40 kg/m² scheint mir ein guter Kompromiss für das Bergfliegen zu sein, mehr wäre aber durchaus wünschenswert gewesen. Das Flugzeug giert geradezu nach Wasser. Aufgrund der tiefen Temperaturen war ein entsprechender Ballast aber nicht möglich. Am Ende der Maurienne erneute Wende und Rückflug mit Vereinskamerad Peter.
Erstmals hatte ich mit einem Ventus 2c/18ein leistungsstarkes Referenzflugzeug mit gutem Piloten an meiner Seite und war überrascht: Trotz meiner 5 kg/m² höheren Flächenbelastung gab es keine spürbaren Kurbeldefizite, und beim Gleiten war der leichtere Ventus erwartungsgemäß eher im Nachteil.
Mit dem Shark gleich Vize-Champion





Nach zwei 500-km-Flügen – war ich auf den Shark eingeflogen.Das Wetter wurde immer besser, so gut, wie ich es im März noch nie erlebt hatte! So war auch ein 643 Kilometer Flug bis zum gewaltigen Massiv des Monte Rosa drin. Dann folgte am ein OLC-Flug über 750 Kilometer (611-km-FAI-Dreieck), was Tagesplatz eins im OLC weltweit bedeutete. Ich konnte geradezu fühlen, wie sich Jaroslav zu Hause bei HpH mitfreute! Zwei weitere 700er-Flüge und zum Abschluss noch ein 500er folgten, immer im Mix aus Wind, Welle und Thermik.
Meine sportliche Bilanz nach einer wundervollen, extrem erlebnisreichen Flugwoche in Südfrankreich: sieben Tage, sieben Flüge; 4500 Streckenkilometer – und am Ende der zweite Platz in der OLC-Champion-Wertung Europa, alles auf HpH 304 SJ.
Well done, Shark – ich freue mich auf das kommende Frühjahr!