Dass der Perkoz eben doch mehr ist als ein Puchacz mit neuem Leitwerk und größerer Spannweite, wird sofort klar, wenn man einmal im Cockpit Platz genommen hat. Das einzige, was hier noch Ost-Charme versprüht, ist die grau gesprenkelte Lackierung, die den meisten ostdeutschen Piloten von Bocian, Jantar und Co her bekannt sein dürfte. Ansonsten hat der Hersteller Allstar PZL Glider in den letzten Jahren noch einmal Hand angelegt und das Finish deutlich verfeinert.
Einige der Punkte, die der aerokurier beim Test vor acht Jahren noch bemängelte, sind inzwischen obsolet. So sind Kabel und Leitungen sauber hinter Verkleidungen verschwunden, und das hintere, zunächst in die Haube integrierte Instrumentenbrett ist durch einen Pilz ersetzt worden, der dem Piloten mehr Freiheit bietet. Die Ergonomie gibt keinen Anlass zur Klage, und die hochwertigen Sitzbezüge runden den guten Eindruck ab. Ein Kritikpunkt bleibt allerdings, dass der zweite Insasse weit hinten sitzt und ihm durch den Rahmen der Cockpithaube der direkte Blick auf die Flächenvorderkante verwehrt bleibt.
Die bei der ersten Berichterstattung noch in Konstruktion befindlichen Ansteckflügel mit Winglets sind inzwischen verfügbar und verleihen dem Perkoz 20 Meter Spannweite und ein Gleitverhältnis von etwa 1:42. Ohne Ansteckflügel beträgt die Spannweite 17,5 Meter, damit ist der Segler mit 1:37 für die Schulung immer noch völlig ausreichend unterwegs. Ohne „Ohren“ fühlt er sich dann auch in seiner zweiten Disziplin, dem Kunstflug, so richtig wohl. Tatsächlich ist der Perkoz im Gegensatz zu den meisten anderen Schulflugzeugen dafür uneingeschränkt zugelassen. So dürfen nicht nur klassische Figuren wie Looping, Turn oder Rollen geflogen werden – auch gerissene und gestoßene Figuren sowie jene mit rückwärtiger Anströmung von Tragflügel und Rudern sind erlaubt. Für den Kunstflieger notwendig und für die Schulung sinnvoll ist die Eigenschaft des Perkoz, auch ohne Zusatzgewichte trudeln zu können. Dabei zeigt er den Strömungsabriss deutlich fühlbar durch Schütteln an.
Flugschule schätzt die Vielseitigkeit
Die Vielseitigkeit des Flugzeugs war für die Fränkische Fliegerschule Feuerstein der ausschlaggebende Grund, einen Perkoz in die Flotte zu integrieren. „Wir haben ein Flugzeug gesucht, das gleichermaßen für die Anfängerschulung, den Überlandflug und die Akro-Ausbildung geeignet ist“, sagt Schulleiter Michael Zistler. „Da war der Perkoz aufgrund seiner Performance im Prinzip die einzig mögliche Wahl.“
Zistler weiß als ehemaliges Mitglied der Segelkunstflug-Nationalmannschaft die Akro-Fähigkeit besonders zu schätzen. „Das Flugzeug funktioniert in allen Ausbildungssituationen bis hin zur Anfängerschulung sehr gut. Lediglich im Kunstflug stört vom hinteren Platz der Haubenrahmen den Blick in die Flächen zur genauen Kontrolle der Fluglage“, kritisiert er.
Der Luftsportverein Hayingen in Baden-Württemberg kaufte im April 2015 den ersten Perkoz in Deutschland. Nach einer Saison zieht der Verein ein durchweg positives Fazit: „Der Perkoz ist für die breite Masse das ideale Vereinsflugzeug“, sagt Udo Markert, 1. Vorsitzender des LSV. „Es kann ordentlich geschult werden, und zwar so, wie es sich für eine Ausbildung gehört, nämlich mit Gefahreneinweisung und Trudeln. Kunstflug ist uneingeschränkt möglich, und auch auf Strecke ist man gut unterwegs.“
Im Mai wurden die Flugzeuge Nummer 13 und 14 an ihre neuen Besitzer übergeben, weitere fünf sind in Produktion. Laut Allstar PZL Glider liegt die Fertigungskapazität derzeit bei rund 15 Flugzeugen im Jahr. Das heißt, neue Kunden müssten sechs bis acht Monate von der Anzahlung bis zur Auslieferung rechnen. Apropos Zahlung: knapp 80 000 Euro netto kostet der Perkoz in der 17,5-m-Version samt Gurtzeug, Antenne, Stall-Warnsystem und Batterie. Eine werksmäßige Grundinstrumentierung wird nicht angeboten, da die Kundenwünsche zu individuell seien, heißt es. Für die 20-Meter-Version, voll instrumentiert, inklusive Anhänger und Equipment für das Bodenhandling, sind rund 130 000 Euro brutto fällig.
aerokurier Ausgabe 06/2016