Tipps für Trips: Leer-Papenburg
Schmuckkästchen zwischen Meer und Moor

Hier stimmt einfach alles: Stimmungsvolle Landschaft, weiter Himmel, schnuckelige Altstadt, norddeutsche Gelassenheit - eben typisch Ostfriesland. Die Stadt Leer und ihr Umland sind ein ideales Ziel für ein entspanntes Wochenende.

Schmuckkästchen zwischen Meer und Moor

Leer, die hübsche, kleine Stadt im äußersten Nordwesten Deutschlands, feiert sich gerne als das „Tor Ostfrieslands“. Und der Öffnungscode für dieses Tor ist ein herzhaftes „Moin“, die unkomplizierteste Begrüßungsformel überhaupt, die morgens so wundervoll funktioniert wie abends.

Das Moin schallt dem anfliegenden Besucher somit selbstverständlich auch auf der Turmfrequenz 130,775 entgegen, vielleicht nicht ganz AIP-konform, aber ein Vorgeschmack auf den norddeutsch-herzlichen Empfang, der hier jedem Gast bereitet wird.

Eine andere Formel, die man hier häufig hört, lautet „Lass man stecken!“. Damit kann zum Beispiel die Abstellgebühr gemeint sein. Bei Auswärtigen wird meist noch die Erklärung hinterhergeschoben: „Wir wollen ja, dass ihr wiederkommt!“ Dieser Satz könnte als Motto über der Tür zu dem Flugleiterraum hängen. Service wird jedenfalls in EDWF ganz groß geschrieben.

Apropos Gastronomie: Das Flugplatzrestaurant ist gut geführt und wird allgemein wegen seines Angebots und seiner zivilen Preise sehr gelobt. Im Hinblick auf Freundlichkeit und Service jedenfalls will sich die Mannschaft um Flugleiter Wiard „Copi“ Lübbers offensichtlich von keinem anderen Platz übertreffen lassen. Alles, was irgendwie geht, wird auf unaufgeregte Weise möglichgemacht, und sei es das Herbeitelefonieren eines Ersatzreifens. Das Freischachteln eines Hallenplatzes für Überraschungsgäste ist dabei eine der leichteren Übungen.

Der Servicegedanke spiegelt sich auch in den Preisen wider: So hält man hier an dem guten, alten Brauch fest, Schulflugbesatzungen einen Teil der Landegebühren zu erlassen. Bezahlt werden müssen höchstens vier Landungen am Tag, alle folgenden sind frei. Auch bei den Spritpreisen haben die Leeraner den Ehrgeiz, zu den preiswertesten Plätzen im Land zu gehören.

Unsere Highlights

Die Altstadt gilt als die wertvollste der Region

Der Platz ist ein ideales Sprungbrett für Flüge auf die Nordseeinseln. © Foto und Copyright: MS

Der Platz unweit der Ems-Mündung ist somit ein ideales Sprungbrett für den Flug auf die Inseln oder in die Niederlande, und so wird er von vielen auch genutzt. Der eine oder andere muss erst eine ungeplante Übernachtung in Leer einlegen – etwa weil die Inseln ausgebucht sind –, um festzustellen, was für ein entzückendes Schmuckkästchen die wenige Autominuten entfernte Kreisstadt ist.

Es ist eine alte Handelsstadt, die von jeher von ihrer Lage am Wasser geprägt ist. Jeder Bummel führt fast zwangsläufig dorthin, denn die ausgedehnte Fußgängerzone reicht bis zu den Hafenbecken. Im Sommer herrscht reges Treiben auf der gepflegten Uferpromenade, Cafés und Eisdielen und ruhige Ecken laden zum kontemplativen Schiffegucken ein.

Eine der Sehenswürdigkeiten hier ist der Museumshafen unterhalb der historischen „Waage“, einem 300 Jahre alten Klinkerbau im norddeutschen Barockstil. Eine Gruppe von Enthusiasten hält eine Reihe von alten Schiffen ganz unterschiedlicher Bauart fahrtüchtig, die im Vorbeischlendern betrachtet werden können. Hafenrundfahrtenwerden auch angeboten, komplett mit launigen Erklärungen des Kapitäns.

Ein stilechter Abschluss des ersten Erkundungsrundgangs wäre eine ostfriesische Teezeremonie, natürlich mit Kluntjes und Sahne, aber ohne Umrühren. Dazu passt der Besuch des Teemuseums im Büntinghaus, nur wenige Gehminuten vom Hafen entfernt, das allerlei Wissenswertes über die Teekultur vermittelt.

Eine Sehenswürdigkeit für sich ist die Altstadt Leers. Sie gilt unter Experten wegen der großen Zahl historischer Häuser und deren Erhaltungszustands als die wertvollste der Region. Außerdem ist sie mit ihren Giebelhäusern, malerischen Gassen und originellen kleinen Geschäften höchst charmant.

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Sogar Burgen hat Leer zu bieten

Das Stadtbild wird vom Wasser geprägt. Eine Attraktion ist der Museumshafen. © Foto und Copyright: MS

Sogar Burgen hat Leer zu bieten, vier an der Zahl, wobei zwei davon eigentlich Schlösser sind. Die beeindruckendste ist die Evenburg am südöstlichen Stadtrand, die vor wenigen Jahren nach historischen Plänen sehr aufwändig rekonstruiert wurde. Umgeben ist sie von einem weitläufigen Park im englischen Stil, in der barocken Vorburg ist ein Café untergebracht. Das Ganze ist ein schönes Ziel für einen längeren Spaziergang.

Der Verkehrslandeplatz im Norden heißt ja mit vollem Namen Leer-Papenburg, daher gerät eine weit über die Region hinaus bekannte Attraktion in den Blick, die Meyer-Werft in Papenburg. Hier werden unter anderem die gigantischen Kreuzfahrtschiffe gebaut. Die Werft hat sich auf Besucher eingerichtet und bietet spannende Einblicke in den Bau sehr großer Schiffe.

Knapp 30 Kilometer ab Flugplatz sind es bis dorthin. Wer die Schönheit der Landschaft einatmen will, leiht sich am Flugplatz ein Fahrrad und fährt die Strecke am Deich entlang.

Sehr beliebt ist auch eine Extrarunde über der markanten Werft im Anflug auf EDWF oder auf dem Rückflug. Aber es ist auch kein Problem, wenn man sie verpasst hat: Wiard Lübbers und seine Mannschaft wollen ja, dass man wiederkommt. Geht klar, Copi!

aerokurier Ausgabe 08/2013

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