Bell 525 Relentless
„Bester Hubschrauber“ für die Bundespolizei?

Hubschrauberspezialist Bell hat in Berlin sein neues Flaggschiff präsentiert: Die Bell 525 soll besser, schneller und moderner sein als alle Konkurrenten. Bell buhlt mit dem Heli um die Gunst der Bundespolizei – und sieht die 525 in der Tradition einer echten Legende.

„Bester Hubschrauber“ für die Bundespolizei?
Foto: Patrick Zwerger

Noch ist die Ausschreibung nicht offiziell, doch bei Bell scharren sie schon mit den Hufen: Die Bundespolizei will in den kommenden Jahren 44 neue Hubschrauber der Zehn-Tonnen-Klasse kaufen – und die US-Amerikaner wollen den Kampf mit Platzhirsch Airbus nicht nur aufnehmen, sondern sogar gewinnen. Damit das kein frommer Wunschtraum bleibt, schickt Bell sein neues Flaggschiff ins Rennen: Die Bell 525 ist mit gut neun Tonnen Startgewicht nicht nur der größte Heli, den die Textron-Tochter im Angebot hat, sondern auch der modernste. Als erster ziviler Hubschrauber der Welt fliegt die Bell 525 mit fly-by-wire-Steuerung.

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Bell
Bell propagiert die 525 als idealen Einsatzhubschrauber für die Bundespolizei. Man habe "das beste und modernste Produkt", heißt es aus den USA.

Bells Kampfansage

Für Bell-Manager Jonathan Castorena ist der Fall deshalb klar: Die Bell 525 ist der beste Hubschrauber seiner Klasse – nicht nur für den Polizeidienst. "Als wir mit der Entwicklung der 525 anfingen, wollten wir es direkt richtig machen", erklärt Castorena. "Deshalb haben wir von Beginn an eng mit Piloten, Wartungspersonal und möglichen Kunden zusammengearbeitet." Dieser ganzheitliche Ansatz habe beim Design der 525 sehr geholfen. Heraus kam ein 320 km/h schneller Mehrzweck-Heli für bis zu 19 Passagiere, befeuert von zwei CT7-Wellenturbinen von GE. Das Cockpit bietet Sitze mit Armlehnen, Garmin G5000H-Avionik und Sidesticks, das betont tief montierte Instrumentenbrett garantiert beste Rundumsicht. "Die Bell 525 wird der schnellste zivile Helikopter sein, der jemals zugelassen wurde", freut sich Castorena. In den Flugtests habe man sogar 200 Knoten erreicht – also rund 370 km/h. Für einen Hubschrauber ist das in der Tat ein Brett.

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Bell (Dennis Nitsche)
Die Kabine der Bell 525 bietet im Standard-Layout 16 Passagieren Platz. Möglich sind bis zu 19 Sitze.

Input aus der Praxis

Dass derlei Quartettkarten-Rhetorik wohl nicht reicht, um die Bundespolizei zu begeistern, ist aber auch Bell klar. Deshalb sucht der Hersteller nicht nur ausdrücklich den Schulterschluss mit deutschen Zulieferern, wie etwa der bayerischen Firma ESG, sondern hat sich bei der Auslegung der Kabine für Polizeimissionen mit ehemaligen Profis von GSG9 und KSK zusammengetan. Die umgesetzten Ideen mit Motorradträgern oder Klapptischen für Scharfschützen seien platzsparend, vielseitig und bedingungslos funktional, sagt Castorena. Bis zu sechs Polizisten können sich bei Bedarf gleichzeitig aus dem Hubschrauber abseilen. Die Kabine selbst soll besonders vibrationsarm und leise sein – ein großes Plus vor allem auf längeren Flügen. Ein modularer Aufbau mit "Puck"-System im Boden soll außerdem sicherstellen, dass derselbe Hubschrauber binnen kurzer Zeit gleichermaßen für Spezialeinsätze und VIP-Flüge zur Verfügung steht.

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Geringer Wartungsaufwand, hoher Klarstand

Überhaupt lobt Bell-Mann Castorena die Praxistauglichkeit des neuen Hubschraubers. Die Bell 525 verbrauche 30 Prozent weniger Kraftstoff als alle Konkurrenzmuster, sei zudem leiser und langlebiger. "Für einen EASA-Test haben wir einmal das Getriebe der 525 für 67 Minuten ohne Schmierung betrieben", schmunzelt der Manager. "Als wir es danach begutachteten, sah es aus wie neu." Bei den operativen Kosten kalkuliere Bell mit 2.250 US-Dollar pro Flugstunde. "Das ist ziemlich wenig und ungefähr 25 Prozent unter den Werten der Konkurrenz", so Castorena weiter. Der Wartungsaufwand halte sich auch deshalb in Grenzen, weil Bell mit einem satellitengestützten Diagnosesystem arbeite. "Das integrierte Gesundheitsmanagement der 525 zeichnet alle kritischen Parameter auf. So sehen Mechaniker direkt, was getan werden muss, bevor der Hubschrauber überhaupt von einem Einsatz zurückgekehrt ist." Als Ergebnis erhalte man einen exzellenten Klarstand der gesamten Flotte – und zwar dauerhaft, über viele Jahre.

Patrick Zwerger
Die Bell 525 soll in die Fußstapfen der legendären UH-1 treten. Bell braucht aber einen langen Atem, um gegen Airbus zu bestehen.

In den Fußstapfen der Bell UH-1

Im Rennen um die Gunst der Bundespolizei fehlt es der Bell 525 also zumindest aus Herstellersicht an nichts – außer an der Zulassung. Und das, obwohl die erste 525 bereits im Juli 2015 zum Jungfernflug abhob. Die Flugerprobung wurde unter anderem durch den Absturz eines Prototypen, bei dem 2016 beide Piloten starben, in die Länge gezogen. Der Crash sei jedoch vollends aufgearbeitet und die Lehren aus den "tragischen Ereignissen" direkt in das Programm geflossen, "damit so etwas nie wieder passieren kann", versichert Castorena. In den kommenden Monaten rechnet Bell deshalb fest mit der Zertifizierung durch die US-Luftfahrtbehörde FAA. Dann soll die Bell 525 bald auch in Deutschland zum Siegeszug ansetzen – und dabei in die Fußstapfen der Bell UH-1 treten. Die legendäre Huey, Spitzname "Teppichklopfer", flog einst beim Bundesgrenzschutz und erlebt gerade ihre letzten Tage bei der Bundeswehr. Höchste Zeit für das nächste Kapitel, findet Jonathan Castorena: "Die Huey ist in Deutschland eine Ikone und hat über 50 Jahre ihre Pflicht erfüllt. Wir freuen uns darauf, mit der 525 einen rechtmäßigen Erben der UH-1 nach Deutschland zu bringen."

Fazit

Kann Bell mit der 525 den großen Kontrahenten überflügeln und Airbus beim Ringen um die Gunst der Bundespolizei tatsächlich ausstechen? Auf dem Papier hat der neue Hubschrauber sicherlich das Zeug dazu. Auch politisch bringt sich Bell in Position, sucht die Nähe zu deutschen Zulieferern. Ob das am Ende reicht? Bell wird einen langen Atem brauchen – und muss sicherstellen, dass die 525 nicht nur in der Theorie gut dasteht, sondern auch im Praxisalltag, bei Wind und Wetter, dauerhaft bestehen kann.

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Erscheinungsdatum 19.05.2023