
NeuaufbauPiper PA-28-140 Cherokee SP – Familienangelegenheit
Renate und Klaus Heege haben ihre 50 Jahre alte Piper in der Werft in Bonn/Hangelar neu aufbauen lassen. Eine Entscheidung zwischen Emotion und Vernunft.
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Zugegeben, es gibt emotionalere Flugzeuge als eine Piper PA-28, Baujahr 1965. Doch wenn ein solches Gefährt seit gut einem Vierteljahrhundert zur Familie gehört, zählen andere Werte als der letzte Knoten Geschwindigkeit oder der große Auftritt am Flugplatz. 2000 Stunden haben Renate und Klaus Heege im Cockpit ihrer D-EEHO verbracht, die meisten davon auf Reisen kreuz und quer durch Europa sowie bei etlichen Wettbewerben.
Es war im Mai 1989, als diese ganz besondere Beziehung zwischen Mensch und Flugzeug ihren Anfang nahm. Die Mauer stand noch, in den Charts trällerte sich David Hasselhoff mit „Looking for freedom“ auf Platz eins, als in Baden-Oos Familie Heege ihr neues gebrauchtes Flugzeug in Empfang nahm. Vollgetankt, geschmückt mit einer Schleife, wechselte die D-EEHO nach zähen Verhandlungen für 42 000 Deutsche Mark ihre Besitzer.
24 Jahre und mehr als 3000 Stunden hatte die D-EEHO schon damals auf der Uhr. Vor 50 Jahren verließ die PA-28-140 Cherokee mit der Werknummer 28-20779 das Piper-Werk in Vero Beach, Florida. Der erste Eintrag ins Bordbuch erfolgte am 28. April 1965 beim Peninsula Air Service in Mount Hope, Kanada. Damals prangte die Kennung CF-RWL am Rumpf. 1971 ging’s nach Deutschland. Ein kanadischer Soldat ließ die Piper im Seecontainer über den Atlantik bringen und in Egelsbach wieder aufbauen.
In Deutschland folgten weitere Besitzerwechsel. „In Michelstadt wurde unsere Hotel-Oscar dann mit Rundflügen gequält“, sagt Renate Heege. Um ein Haar wäre das Flugzeug dort von drei Mitgliedern der Rote Armee Fraktion für einen Erkundungsflug gechartert worden. Dem Zufall ist es zu verdanken, dass Christian Klar und Konsorten auf einen Hubschrauber ausweichen mussten – eine Geschichte, die die Republik im August 1978 bewegte.
Für Heeges war die D-EEHO das erste eigene Motorflugzeug, wenngleich die Luftfahrt längst fester Bestandteil in ihrem Leben war. Als (zwischenzeitlich pensionierter) Ingenieur hatte Klaus Heege stets beste Verbindungen, um dienstlich in die Luft zu kommen. Während er für Gyroflug arbeitete, flog er oft mit dem Entenflügler SC01 Speed Canard – bis zu einer beruflichen Veränderung 1988. „Ein Jahr lang mussten wir chartern. Das wollten wir ändern.“
Nach der Übernahme der Hotel-Oscar stellte sich die Frage: „Was machen wir nun?“ Die Antwort hat bis heute Gültigkeit: „Viel fliegen.“ Im Sommer 1990 ging‘s in der Mitternachtssonne zum Nordkap, in den Jahren darauf zum Beispiel ins Baltikum und nach Sankt Petersburg.
Gleichzeitig lebten Heeges ihre Leidenschaft für Navigationsflug-Wettbewerbe aus. Auf Anhieb landeten sie auf den vorderen Rängen – heute sind sie mit ihrer D-EEHO Stammgäste bei Deutschlandflügen ebenso wie bei regionalen Wettbewerben und Meisterschaften. Vorläufiger Höhepunkt war Klaus Heeges Solo-Teilnahme an der WM im Präzisionsflug im Sommer 2013 in Bautzen.